Knastkämpfe in Italien der 1970er und Anfang der 1980er Jahre (Teil 3)

Im letzten Teil unserer Reihe haben wir beschrieben, wie sich die Knastkämpfe in Italien immer mehr politisierten, vermassten und radikalisierten, bis hin zur Organisierung eigener politisch- militärischer Kerne wie die „Nuclei Armati Proletari „ (Bewaffnete Proletarische Zellen), Befreiungsaktionen und (versuchten) Massenfluchten. Der Staat versuchte darauf ab 1977 mit einer differenzierten Strategie der Spaltung, Zersetzung und schlussendlichen Zerstörung der Gefangenenbewegung zu reagieren. Es wurden Sondergefängnisse bzw. Trakte eingeführt, um die rebellischen Gefangenen und eingeknasteten Guerilla- KämpferInnen vom Rest zu trennen. Trennscheibe bei jeder Art von Besuchen wurde zum Standard. Dadurch entwickeln sich so zwei parallele Gefängnis- Regimes, das eine mit täglicher (physischer und psychischer)Gewalt und Folter (in Novara intervenierte sogar die Kirche empört) und das anderen mit „großzügigen“ Freiheiten und heimlichen Belohnungen, um die Differenzierung zusätzlich zu erhöhen. Im „normalen“ Vollzug entwickelte sich ein geheimes System aus Vergünstigungen und Freiheiten, wie Freigänger und Bewährung aber immer verbunden mit der Drohung diese Vergünstigungen bei „unangemessenem“ Verhalten ins Gegenteil zu verkehren.

Diese „lockere“ Behandlung, die der Staat an den Tag legte und ein paar tausend Extralegalen die Freiheit „schenkte“ ,war der Preis den der Staat bereit war zu zahlen, damit sich die Gefangenenbewegung nicht weiter ausbreitet und die Kontakte nach draußen stärker werden.

Die beschriebenen Entwicklungen zwang die Gefangenenbewegung zu einer Zeit der Reflexion über ihre nächsten Schritte und Ziele, sowie ihrer Organisierungs- und Kampfformen. Ihre Strukturen mussten unter diesen Umständen klandestiner werden. Die Zeit nach der Inbetriebnahme der Spezialgefängnisse und -Trakte war eine sehr schwere, für die gefangenen GenossInnen, da die Diskussionen und der Austausch unter sehr rigider Isolation geführt werden mussten. Selbst die Zellen wurden über ein Überwachungssystem der Geheimdienste akustisch abgehört, wodurch die Diskussionen nur schriftlich erfolgen konnten.

Die Gefangenen kamen mehr, mehr zu der Einsicht, dass sie ohne massive Unterstützung von außen in ihren Kämpfen nicht weiter kamen. Andererseits fühlten sie sich von den GenossInnen draußen unverstanden, was die Dimension des Angriffes auf ihre Lebenssituation in Sonderknästen an ging. Zu groß waren die Unterschieden zu den bisherigen Erfahrungen und zu unterschiedlich die verschiedenen Haftbedingungen in den einzelnen Sonderknästen und –Abteilungen.

Durch die „Frühlingskampagne“ der Roten Brigaden 1978 entwickelten sich günstigere Bedingungen die Kämpfe in den Knästen für bessere Lebensbedingungen wieder aufzunehmen und das Kräfteverhältnis zwischen Gefangenenbewegung und Knastregime zu verschieben.

Im Massenprozess in Turin im Juli 1978 verlesen die angeklagten MilitantInnen der Roten Brigaden die Erklärung Nr. 14, ein „sofortiges Programm“. Dieses Programm fasste die Diskussionen innerhalb der Knäste, hauptsächlich der Sonderknäste und –Trakte zusammen. Es zielte auf die Verbesserung der Lebensbedingungen drin und soziale Verbindungen nach draußen (freier Postverkehr, keine Zensur, keine Trennscheibe usw.). Die „Differenzierte Behandlung“ sollte aufhören und alle Sonderknäste und –Abteilungen geschlossen werden. Auf dieser Basis schlugen die Gefangenen die Aufnahme eines neuen Kampfzyklus vor, mit einer starken Verbindung der Kämpfe drin und draußen.

Dieser neue, harte und lange Kampfzyklus begann schon bei Verlesung des Communiqués, welche in Tumulten im Gerichtsaal, vor und im Gebäude endete. Zwischen Juli und August 1978, beginnend in Asinara und sich dann auf die anderen Sonderknäste und –Trakte ausbreitend mobilisierten Massen von Gefangenen zum Kampf. Dadurch unterstrichen sie die Forderungen des Communiqués Nr. 14. Sie sahen ihre Bedürfnisse, eigenen Forderungen und die dringendsten Notwendigkeiten darin artikuliert.

In den Sonderkäste entwickelten sich unterschiedlichste Kämpfe in Wellen, wobei sich diese kontinuierlich ausbreiteten. In allen größeren Städten Italiens fanden Solidaritätsaktionen statt, die die Einheit der Bewegung drin und draußen verwirklichten. Die Aktivitäten waren sehr kämpferisch und vielfältig. Sie reichten von Demostrationen, militanten und bewaffneten Aktionen, Transparenten, Graffitis, bis hin zu Pressekonferenzen, auf denen Familienangehörigen der Gefangenen über die Misshandlungen, denen sie selbst ausgesetzt waren, berichteten. Die Kämpfe der Gefangenen weiteten sich auf den „Normalvollzug“ und die kleineren Knästen in Kleinstädten aus. Überall wo die Widerständigen die Stärke dazu hatten, gründeten sie Kampfkomitees. Diese bestanden aus Delegierten aller Abteilungen, den „Normalen“, den „Speziellen“ und auch den Frauenabteilungen.

Die Strategie des Staates, die widerständigen Gefangenen physisch zu isolieren, um sie so auch politisch zu isolieren erfährt vorerst eine Niederlage. Die Gefangenen entwickeln in ihren Kämpfen trotz der Isolierung eine politisch- ideologische und praktische Einheit. Über acht Monate des Kampfes und nicht enden wollende Mobilsierungen zu den Inhalten des „sofortigen Programm“ drin und draußen hatten es geschafft die Trennung zwischen „normalen“ und „speziellen“ Gefangenen aufzuheben. Die Widerständigen erkämpften sich „relative Freiheiten“. Die Gefangenenbewegung ließ in dieser Situation nicht nach, es ging um alles – die Zerstörung der Knästen, die Freiheit!

Im gesamten Jahr 1979 konsolidierten sich die Kampfkomitees weiter und entwickelten eine immer höre Schlagkraft. Dank der Komitees war eine Organisierung der eigenen „Freizeit“ möglich, vom gemeinsamen Sport, bis hin zum Studium. All diese Bereiche wurden durch sie abgesichert. Die Gefangenen bereiteten sich auf die kommenden Kämpfe und Revolten vor. Im Sonderknast Asinara zum Beispiel, rüsteten sich die Kampfkomitees mit selbst gebauten Waffen aller Art. Darüber hinaus gab es einen intensiven Austausch mit der Bewegung draußen, mit den verschiedenen auch politisch- militärischen Gruppen in der Nähe der Knäste. Und dies in politischer aber auch praktischer Hinsicht, was die Fluchten, als auch Aufstände anging. Im Verlauf des Jahres 1979 gelang fünf Gefangenen die Flucht aus einem Sonderknast in Turin. An der Vorbereitung waren die Kampfkomitees, welche über 1000 Gefangene mobilisieren konnten, maßgeblich beteiligt. Aber es zeigte sich auch, dass die Gefangenen bei ihren Flucht(versuch)en auf Unterstützung von außen angewiesen waren.

Entscheidungsschlachten und das Abflauen der Bewegung

Im September 1979 wurde ein Militanter der Roten Brigaden schwer verwundet und verhaftet. Bei sich trug er Dokumente einer Diskussion zwischen drin und draußen bezüglich einer Massenflucht aus dem Sonderknast Asinara. Der Staat reagierte sofort und entledigte sich der durch die Gefangenenbewegung in Jahren erkämpften Rechte. Intensive Razzien in den Knästen begleiteten die Maßnahmen des Staates. Die Antwort der Kampfkomitees wiederum darauf erfolgte genauso unverzüglich. „Schließung der Sonderknäste und –Abteilungen!“ war die Parole, Aufstand und Zerstörung das Mittel. Die sogenannte Schlacht des 2. Oktober in Asinara verwirklichte die Parole. In diesem Sonderknast waren zu diesem Zeitpunkt 60 Gefangene inhaftiert, ca. 40 Militante verschiedener bewaffneter Gruppen und ca. 20 soziale Gefangene, die als besonders gefährlich galten. Alle beteiligten sich an diesem harten Aufstand, bei dem die Kämpfenden aus Espressomaschienen gebaute Sprengsätze einsetzten, während von Bullen und Militär mit Tränengas und scharfer Munition auf sie geschossen wurde. Nur die starken Barrikaden verhinderten Tote. Der Aufstand hatte das Ziel, durch die vollständige Zerstörung eine Verlegung auf andere Anstalten zu erzwingen. Es gelang zwar den Knast fast völlig zu zerstören, aber Asinara blieb vorerst in Betrieb und wurde wieder aufgebaut. Viele Millionen Lire wurden vom Staat aufgebracht das Gefängnis wieder herzurichten, wobei sich der damalige Knastdirektor und Offiziere der Carabineri und natürlich die Bauunternehmen anständig die Taschen stopften. Dies ist durch Gerichtsakten belegt. Die Schlacht des 2. Oktober wurde zum Symbol der Knastkämpfe dieser Zeit.

Der Druck der Bewegung drin und draußen, reicht nicht aus, um das Problem der Sonderknäste zu lösen. Dabei entsteht eine gewisse Distanz zwischen Gefangenenbewegung und Guerilla , was auf die unterschiedlichen Blickwinkel und Realitäten zurück zu führen ist. Die Behandlung der Gefangenen erreichte nach dem Aufstand eine nicht gekannte Brutalität und Unmenschlichkeit. Tägliche Prügel, Diebstahl persönlicher Gegenstände, Isolation nach innen und außen wurde vielerorts und vor allem in Asinara wieder zum Standard. Im selben Jahr noch wird der Sonderknast in Palmi in Betrieb genommen. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass hier nur Angehörige der bewaffneten Gruppen der Linken (NAP, BR, FAC, PL, UCC, NAPAP, FCC und Autonomiabewegung) konzentriert sind. Palmi war das Laboratorium des Knastregimes um alle Teile der Bewegung zu studieren. Ziel ist es die die einzelnen Militanten und Organisationen sowie deren Widersprüche, Kultur und Theorien, bis hin zu den sozialen Beziehungen untereinander zu analysieren. Die gewonnen Informationen bildeten die Grundlage für die weitere Zersetzung und Spaltung.

Gleichzeitig eröffnet der Sonderknast von Ascoli Piceno, in dem die rebellischsten und „gefährlichsten“ extralegalen ProletarierInnen konzentriert wurden, mit demselben Ziel. Die Ausdifferenzierung führt zur Einführung verschiedener Kreise. Die Gefangenen werden abhängig von ihrer Herkunft und ihrem Verhalten eingeordnet. Der jeweilige Kreis bestimmt die Haftbedingungen. Vom Verhalten des Gefangenen hängt ab, ob er die Kreise wechseln kann. Im ersten Kreis befindet sich die Masse der Gefangenen in den großen und kleinen, „normalen“ Knästen und Irrenhäusern. In den zweiten Kreis werden die rebellischen Gefangenen und ein Teil der gefangenen KommunistInnen und AnarchistInnen in getrennten Abteilungen eingeordnet. Im dritten Kreis wurden die rebellischsten und „gefährlichsten“ Extralegalen, die Köpfe der gefürchteten Banden, sowie die standhaftesten der bewaffneten, revolutionären Gruppen konzentriert. Die einen kamen nach Ascoli, die anderen nach Palmi. Hinzu kam das schon erwähnte System aus Vergünstigungen und Strafen. Im Laufe der 1980er Jahre kam diese Counterstrategie voll zum Tragen. Vorher allerdings kommt es zum letzten großen Aufbäumen der Gefangenenbewegung im Zusammenhang mit der Guerilla. In den Jahren 1980 und 1981 kommt es zu größeren Aktionen und Revolten in den Knästen von Nuoro, Voltera, Fossombrone und Trani. Die Hauptforderungen bleiben die Schließung der Sonderknäste und –Abteilungen, sowie ein Ende der Differenzierung. Zur selben Zeit versuchen gefangene Guerilla- KämpferInnen und Extralegale bewaffnet eine gemeinsame Flucht aus dem Knast San Vittore in Mailand. Diese werden in den umliegenden Straßen gestellt, zum Teil durch Schusswunden schwer verletzt und wieder gefangen genommen. Im Dezember 1981 entführen die Roten Brigaden den Minister und Richter D’Urso und erzwingen gegen seine Freilassung die Schließung des Sonderknastes Asinara. Kurz darauf bricht im Knast von Trani ein Aufstand der Gefangenen los. Dieser wird äußerst hart und brutal niedergeschlagen. Dutzende Gefangene und Geiseln werden bei der Erstürmung schwer verletzt, 15 Gefangene erleiden Schusswunden. Die Roten Brigaden reagieren darauf wiederum mit der Erschießung des verantwortlichen Carabinieri- General Gavaligi wenige Tage später.

Nach diesen Ereignissen und mit dem Greifen der Differenzierungspolitik des Staates ebbte die Gefangenenbewegung ab und beschränkte sich zunehmend auf symbolischen Protest. Die Zeit der großen Schlachten war vorbei. Parallel zum Niedergang der revolutionären Bewegung und Guerilla, mussten auch die Kampfkomitees, sowie die Gefangenenbewegung insgesamt immer schwächer werden. Ohne eine starke Bewegung draußen, die Öffentlichkeit und Druck schafft, und dies auf allen Ebenen verlieren die Gefangenen ihren Schutz. Es muss auch festgestellt werden, dass ohne Widerstände drinnen wie draußen, und einer „ruhigeren Situation“ in den Gefängnissen, der Staat die Konditionen der Gefangenen wieder verschlechtert. So beschert der in „ruhigen“ Zeiten eingeführte Artikel 90 den Gefangenen in den Sondergefängnissen wieder drastische Einschränkungen (Besuche nur mit direkten Verwandten, keine Pakete von draußen, nur drei Bücher auf Zelle,…).

Zu Fragen wäre welche Wirkungen diese Kämpfe auf die heutige Situation haben, welche Positionen zum Allgemeingut der Gefangenen geworden sind. Was können wir aus ihnen lernen? Festzuhalten ist:

  1. Es für mehr Rechte in den Knästen eine Selbstorganisierung der Gefangenen geben muss.
  2. Es eine starke Verbindung der Kämpfe drin und draußen geben muss.
  3. sich die Situation der Gefangenen ohne Widerstand stets verschlechtert.

Wir hoffen wir konnten euch mit unserem Text einen kleinen Einblick in die Knastkämpfe in Italien dieser Zeit gewähren.

Ende

(im nächsten und letzten Teil, Exkurs NAP, gehen wir auf die „Nuclei ArmatiProletari „ ein)

PAM: 06.07.18 Gefangenenschreibtag und Diskussionsveranstaltung zum Jahrestag des G20-Gipfels in Hamburg

Am Freitag dem 06.07.18 wollen wir ab 16 Uhr gemeinsam den Gefangenen des G20-Gifpels schreiben und anschließend gegen 19Uhr eine Diskussion im Rahmen der Aktionstage vom 2.-8. Juli: „Repression, Rechtsruck und Aufrüstung entgegentreten!“ durchführen. Uns geht es um die Fragen:

Wie bewertet ihr die Kämpfe gegen den G20 – Gipfel jetzt ein Jahr danach?

Wie können wir die G20 – Gefangenen, von Magdeburg aus, besser unterstützen und wie kann gegen die anhaltende Repressionswelle Widerstand geleistet werden?

Was ist eure Einschätzung zu den neuen Polizeigesetzten?

Was ist eure Meinung dazu wie es mit der radiakalen Linken in der BRD weitergehen soll? Ist alles in Ordnung wie es läuft oder brauchen wir eine „neue sozialrevolutionäre Bewegung“?

Veranstaltungsort: Infoladen Stadtfeld, Alexander Puschkinstraße 20

Gemeinsame Anreise zur Demonstration am 05.07.18 nach Berlin

Wir wollen eine gemeinsame Anreise mit dem Auto durchführen.

Wir werden uns Donnerstag früh um 6:30 Uhr am Infoladen treffen, zusammen einen Kaffee oder Tee trinken und dann pünktlich um 7:00 Uhr losfahren.

Es gibt noch freie Autoplätze, trotzdem bitten wir jeden dem ein Auto zur Verfühgung steht es mitzubringen. Plant desweiteren Benzingeld mit ein.

Letzte Absprachen werden wir am Mittwoch während der Vokü im Infoladen absprechen.

05.07.18 Demonstration um 10Uhr Wittenbergplatz – Berlin, Infoladen Stadtfeld bleibt!

Am 5.7.18, um 10Uhr, werden wir wieder eine Demonstration zum Hauptsitz der SIMMO-Germany GmbH am Lützoufer 26 durchführen. Starten werden wir am U-Bahnhof Wittenbergplatz und werden dann nach einer Auftaktkundgebung zur SIMMO laufen wo wir dann eine Kundgebung vor ihrem Büro abhalten werden.

Nachdem wir bereits am 17.2.18 eine Kundgebung mit anschließender kurzem Demonstration durchführten war es aus verschiedenen Gründen ruhig um dem Infoladen / Sozialen Zentrum, in Magdeburg Stadtfeld, geworden. Die aktuelle Situation sieht wie folgt aus: Es gibt einen neuen Vorstand des Vereins der den Infoladen gemietet hatte, der aktuelle Mietvertrag ist ausgelaufen und die Verhandlungen wurden abgebrochen da wir Nutzer*Innen die Bedingungen der SIMMO als Untragbar für uns eingestuft haben, es wird aber Miete bezahlt und diese wird auch nicht zurück überwiesen. Es wurde auf mehrere Versuche der Kontaktaufnahme des neuen Vorstandes mit der SIMMO von ihrer Seite aus nicht reagiert. Die einzige Sprache die sie augenscheinlich verstehen ist die der direkten Intervention. So folgte auf einen weiteren unangekündigten Besuch, am 14.5.18, durch Nutzer*Innen des Infoladens bei der SIMMO in Berlin sofort ein Versuch der Kontaktaufnahme mit dem neuen Vorstand. Wir als Nutzer*Innen des Infoladens werden die Kundgebung am 5.7.18 unabhängig des Verlaufes der Gespräche durchführen. Der Kampf um unsere Viertel hört für uns nicht beim Infoladen auf, die soziale Verdrängung von alteingesessenen, armen und unbequemen Menschen hat konkrete Verantwortliche in Politik und Kapital und einer dieser Verantwortlichen ist die SIMMO Germany GmbH.

Wir bitten alle Menschen und Gruppen die auch von Verdrängung betroffen sind um Unterstützung.

Kommt zahlreich und zeigt Solidarität.

Von Magdeburg bis Berlin, Spekulanten den Kampf ansagen!

Repression, Rechtsruck und Aufrüstung entgegentreten!

Ein Jahr nach dem G20-Gipfel 2017 und den erfolgreichen Protesten und Kämpfen gegen diesen befindet sich Deutschland im Sicherheits-Wahn. Wo es nur geht wird aufgerüstet und mit Verboten und Überwachung das alltägliche Leben eingeschränkt. Der neue Innen- und Heimatminister Horst Seehofer hat bereits angekündigt, dass es noch im laufenden Jahr zu massiven Angriffen auf die Grund- und Freiheitsrechte aller kommen wird. Das vor wenigen Wochen in Bayern beschlossene neue „Polizeiaufgabengesetz“ soll dabei als Schablone für die neuen Gesetze in allen Bundesländern dienen. Die neue Qualität liegt darin, dass hiermit fundamentale Rechtsgrundsätze außer Kraft gesetzt werden: So wird die Polizei durch das Konstrukt der „drohenden Gefahr“ ermächtigt, Menschen ohne Gerichtsbeschluss und nur aufgrund von Vermutungen einzusperren. Damit wird Polizeiwillkür rechtlich legalisiert. Der Ausnahmezustand, der angeblich gegen den Terror eingeführt wurde, wird sich nun gegen jede Störung des kapitalistischen Alltags und damit auch jede BürgerIn richten. Parallel dazu werden die Rüstungsausgaben um dutzende Milliarden erhöht und sollen in den kommenden Jahren weiter steigen. Das kapitalistische System bereitet sich präventiv auf kommende Krisen vor.

Die Hetze in Politik und Medien gegen jegliche linke und fortschrittliche Politik hat ein ungeheures Ausmaß erreicht. Nicht zuletzt auch durch die Öffentlichkeitsfahndung der sogenannten SoKo „Schwarzer Block“, welche mehr als 200 Menschen einer öffentlichen Hetzjagd preisgab. Kein Zufall – gerade jetzt, wo offenbar wird, dass das kapitalistische System immer weniger funktioniert und immer weniger Menschen nützt und eine Alternative geschichtlich möglich und nötig ist wie nie zuvor. Gleichzeitig kümmert sich niemand um die hunderten untergetauchten Neonazis, die tausenden legal bewaffneten Faschisten und die hunderten von rassistischen und ausländerfeindlichen Angriffe auf Menschen und Unterkünfte. Jetzt geht es darum, den zunehmenden autoritären, rassistischen und fremdenfeindlichen Bewegungen in der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen.

Um ein deutliches Zeichen gegen Repression, Rechtsruck und Aufrüstung zu setzen, rufen wir zum Jahrestag des G20-Gipfels zu bundesweiten Aktionstagen vom 2.-8. Juli auf. Seit kreativ und zeigt durch vielfältige Aktionen, Kundgebungen, Graffiti, Banner und vieles mehr, dass wir diese Angriffe auf unsere Rechte und Freiheiten nicht kampflos hinnehmen werden. Ganz im Gegenteil, braucht es eine starke Bewegung gegen Krieg, Faschismus und Kapitalismus und für andere Verhältnisse, die nur jenseits davon möglich werden!

Aufrufende Gruppen (Stand 19.06.):

Kommunistischer Aufbau

Kommunistische Jugend

Proletarische Autonomie Finsterwalde

Proletarische Autonomie Magdeburg

Siempre*Antifa Frankfurt

PAM: Grußbotschaft zur Eröffnung des kurdischen Zentrums in Magdeburg am 16.6.18

Liebe GenossInnen und Genossen,

wir von der Proletarischen Autonomie Magdeburg freuen uns sehr hier bei der Eröffnung des kurdischen Zentrum dabei zu sein und wünschen euch viel Erfolg bei eurer Arbeit.

Wir finden es sehr wichtig, dass die revolutionäre Bewegung eigene Räume und Strukturen entwickelt, um eigene Ideen und Bedürfnisse umzusetzen.

Wir begrüßen auch die Entwicklung des letzten Jahres hin zu einer gemeinsamen Bewegung von Teilen der Magdeburger Linken und freuen uns ein Teil davon zu sein.

Es ist sehr wichtig, dass wir unsere Kämpfe verbinden, um eine Gegenmacht von unten zu entwickeln gegen diejenigen die uns Unterdrücken und Ausbeuten. Die Krieg und Folter über die Erde bringen. Wir stehen hinter den Forderungen der kurdischen Bewegung und fühlen die Schmerzen des kurdischen Volkes. Auch deswegen unterstützen wir die Arbeit und wollen uns bei denen bedanken die zahlreiche Stunden geopfert haben um dieses Zentrum aufzubauen.

Wir wünschen dem Zentrum und den Menschen die es aufgebaut haben oder es nutzen viel Erfolg, sowie eine produktive und schöne Zeit.

Wollen diese Chance auch nutzen, um alle politischen Gefangenen weltweit zu grüßen und die Menschen die sich hier versammelt haben an ihre Situation erinnern. Allein in der BRD sitzen zahlreiche KurdInnen in Gefängnissen, weil sie Teil der kurdischen Befreiungsbewegung sind und hier in Deutschland gegen den Faschismus der AKP kämpfen. Doch der deutsche Imperialismus unterstützt den türkischen Faschismus nicht nur im Kampf gegen das kurdische Volk, sondern nutzt den Paragraphen 129b auch für die Verfolgung vieler anderer internationaler FreiheitskämpferInnen. Ein Beispiel hierfür ist der Prozess gegen Musa Asoglü in Hamburg.

Wir sehen die Eröffnung dieses Zentrums als Stärkung der Bewegung der Menschlichkeit im Kampf gegen die Unmenschlichkeit in unserer Gesellschaft.

Wir wünschen euch allen noch einen schönen Tag und viel Kraft, Freude und Erfolg in eurem Arbeiten und Kämpfen!

Knastkämpfe in Italien der 1970er und Anfang der 1980er Jahre (Teil 2)

Wie wir im ersten Teil herausgearbeitet haben, intensivierten sich die Knastkämpfe in Italien Ende der 1960er vor dem Hintergrund der Aufbrüche der sogenannten 68er- Bewegung. Anfang der 1970er Jahre steigerten sich diese Kämpfe für eine Reformierung der Knastgesetze erneut und bekamen einen immer kollektiveren Ausdruck. Die dafür ausschlaggebenden Faktoren sind unter anderem in den Inhaftierungen vieler kämpfender StudentInnen und Militanter bewaffneter Gruppen, sowie der sich daraus ergebender Teilnahme dieser an den Knastkämpfen zu suchen. Die gefangenen Linken brachten ihre Ideen und Reflexionen für eine klassenlose und herrschaftsfreie Gesellschaft mit ein. Aus dieser solidarischen Auseinandersetzung sollte eine explosive Mischung entstehen, durch welche die Eingekerkerten noch intensiver für ihre Rechte als Gefangene ProletInnen und für eine solidarische Gesellschaft kämpften. In den großen Knästen, in denen die Konzentration von Gefangenen am höchsten war, wurden gemeinsame Positionen erarbeitet, die dann auf die Knäste im ganzen Land überschwappten. Diese Entwicklung wurde von revolutionären Kräften außerhalb der Knäste, wie „Lotta Continua“ (der Kampf geht weiter) und „ Soccorso Rosso“ (Rote Hilfe) unterstützt. Die genannten Gruppen entfalteten intensive Diskussionen und eine gemeinsame Praxis mit den haftentlassenen extralegalen ProletarierInnen, was z.B. zur Gründung von Zeitschriften führte, welche die Knastkämpfe und die Positionen der Gefangenen thematisierten und eine große Verbreitung innerhalb der Linken erreichten.

Zu Beginn setzte die Gefangenenbewegung auf „legale“ Forderung, wie Reformen und Amnestien. Der Staat und die Gefängnisleitungen regierten auf diese ausschließlich mit Gewalt und Unterdrückung. Sie hatten keinerlei Bereitschaft zum Dialog. Anderes war auch nicht zu erwarten. Reagierte der Staat und seine Repressionsorgane schon auf Forderungen der ArbeiterInnen (draußen) mit Bomben und allen möglichen Formen des Staatsterrorismus, fällt es nicht schwer zu erahnen, wie auf die berechtigten Forderungen der Gefangenen geantwortet wurde.

Als 1971 die großen Knäste, welche 1969 von den Eingekerkerten zerstört wurden (wie z.B. in Turin) wieder in Betrieb genommen wurden, begannen die dort Inhaftierten diese erneut zu zerstörten. Diese Revolten weiteten sich nun auch auf kleinere Knäste in den Provinzen aus.

Die Gefangenen begannen sich in kleinen Gruppen zu organisieren. Die Zusammensetzung dieser Gruppen hing von der Aufteilung in den Gefängnissen durch die zuständigen Richter ab. In diesen Strukturen begannen die gefangenen ProletarierInnen politische, soziale und kulturelle Analysen zu entwickeln. Dies war die Geburt der Studiengruppen und Selbstorganisierungen der Gefangenen, welche die kommenden Kämpfe initiierten. Durch die schon erkämpften Rechte war es jetzt auch möglich viel Literatur die früher in den Knästen verboten war zu lesen, zum Beispiel Bücher und Texte der schwarzen Befreiung (Black Power , Black Panter, Malcom X , Georg und Johnatan Jackson) oder Ho Chi Min, Giap aber auch Guevara, Mao Tse-tung und Frantz Fanon. Gleichzeitig entwickelten sich im Gefängnis von Perugia rege Diskussionen über Theorie und Praxis einer Stadtguerilla, welche für die Interessen des extralegalen und gefangenen Proletariats kämpfen sollte. Die Pantere Rosse (Rote Panter) wurden geboren. Als diese Erfahrung sich mit der revolutionären Bewegung von Neapel vereinte, erblickte die NAP das Licht der Welt. Die „Nuclei ArmatiProletari „ (Bewaffnete Proletarische Zellen) war eine bewaffnet kämpfende Gruppe, die von 1974 bis 1977 außerhalb, wie innerhalb der Gefängnisse operierte (dazu mehr im kommenden Beitrag: „Exkurs NAP“). Die NAP ging nach 1977 in den Roten Brigaden (BR) auf.

Der Eintritt in die BR basiert auf den vielen gemeinsamen Erfahrungen und Kämpfen, auf theoretischen und praktischen Diskussionen der GenossInnen beider Organisationen drinnen und draußen.

Im Jahr 1973 nehmen mittlerweile so viele Inhaftierte an den Kämpfen teil, dass der italienische Staat darauf mit dem berühmten „Tanassi- Henke Rundschreiben“ reagiert, welches Sondereinheiten des Militärs für die Niederschlagung der Aufstände und Revolten erlaubt. Die Forderungen der Gefangenen blieben nach wie vor die Änderung veralteter Paragraphen (oft noch aus der Zeit des Faschismus), Schluss mit jeder Form von Zensur der Post, Zeitschriften und Bücher, Wahlrecht, Recht auf Sexualität usw.

Ebenfalls im Jahr 1973 entsteht im Turiner Knast die Plattform der Gefangenen, deren Positionen die ganze italienische Gefängniswelt aufrütteln wird. Hier wurden auch die neuen Kampfformen erarbeitet, wie totaler Streik der Knastarbeit, Besetzung und Verteidigung der Höfe nach den „Freistunden“, Verweigerung bei Gerichtsprozessen zu erscheinen usw. Die Zerstörung des Gefängnisinventares bleibt der am meisten verbreitete Protest, ist sie auch Ausdruck der instinktiven Ablehnung des ganzen Knastsystems mit all seinem Leid.

Sehr wichtig waren auch die Bildung von Kommissionen aus Delegierten aller Knastsektionen, sowie der Austausch mit revolutionären und radikalen, linken Organismen außerhalb der Gefängnisse, um diese in gemeinsame Kämpfe zu involvieren.

Die Gefangenenbewegung konsolidierte sich in den Gefängnissen und auch nach außen entwickelten sich stabile Beziehungen zu großen und kleinen Viertelkomitees, Fabrikversammlungen, außerparlamentarischen Gruppen, politischen Kollektiven, Kulturzirkeln, sowie einzelnen Genossen und Genossinnen. Auch das Theaterkollektiv „La Comune“ aus Mailand unterstützte politisch und finanziell die Bewegung.

Auch die Repression steigerte sich in dieser Zeit immer mehr, bis im Februar 1974 mit Maschinengewehren auf Gefangene geschossen wurde, die aus Protest auf ein Dach gestiegen waren und dieses besetzt hielten. Der 20 jährige Giancarlo del Padrone starb sofort und weitere junge Gefangene wurden schwer verletzt. Nur 3 Monate später führte die harte Haltung des Staates gegenüber der Gefangenenbewegung und deren Forderungen zu weiteren Toten. Als in Alessandria drei Gefangenen Geiseln nehmen, stürmt eine Sondereinheit der Carabinieri den Knast, tötet 2 Gefangene und verletzt einen weiteren Gefangenen schwer. Bei dieser Aktion sterben außerdem 5 Geiseln und weitere 14 Geiseln wurden verletzt. Während die Exzesse an den Gefangenen nicht auf diese 2 Episoden beschränkt blieben und weiter gingen, begannen Politiker damit Dialogbereitschaft zu heucheln. Auch dies blieb eine hinterhältige Methode des Staates, denn kurz vor Besuchen dieser Politiker in den Anstalten wurden die Avantgarden der Kämpfe zwangsverlegt. Doch die Gefangenen lassen sich auf dieses schmutzige Spiel nicht ein. Durch kollektive, solidarische Aktionen erzwingen sie Rückverlegung ihrer rebellischen „Kollegen“.

 

Für jeglichen Dialog, hätte die repressiven Maßnahmen seitens des Staates aufhören müssen, aber das passierte zu keinem Moment. Wir können also sehen, wie die Haltung der Gefängnisleitungen und des Staates auf dem politischen Niveau hinterhältiger wurden und auf dem militärischen Niveau harter und blutiger.

Die Kämpfe der Gefangenen radikalisieren sich und die Guerilla greift ein

Nachdem den Gefangenen immer klarer wurde, dass sie mit den bisherigen Methoden keine wesentliche Verbesserung ihrer Lage erreichten und angesichts der hohen Strafen, stellt sich die Frage nach Erweiterung der Kampfformen. Die Gefangenen waren nicht weiter gewillt, sich kampflos massakrieren zu lassen. Der Punkt auf den sich die Diskussion einigte war die Wiederaufnahme der Kämpfe, in enger Zusammenarbeit mit den politischen freundlich gesinnten Gruppen außerhalb der Knäste und mit den politisch-militärischen Kräften der Guerilla.

Im Oktober 1974 verüben die NAP ihre erste Aktionen in dem sie Gefängnisse mit Propaganda- Aktionen angriffen. Dabei wurden Autos mit Megafonen präpariert und diese vor den Gefängnissen in Mailand, Rom und Neapel platziert, eine Botschaft abgespielt und anschliessend die Fahrzeuge zur Explosion gebracht. In besagter Botschaft hieß es unter anderem: „Wir haben keine Alternative entweder kämpfen und revoltieren oder langsam verrecken in den Gefängnissen, Ghettos, Irrenhäuser, in die uns die bürgerliche Gesellschaft sperrt …“ Diese ersten Aktionen der NAP und ihre Propaganda erweckten sofort Sympathien bei dem gefangenem und extralegalem Proletariat. Das ganze geschah in Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der Kämpfe innerhalb der Knäste. Die Gefangenenkämpfe bekamen andere Formen als in den Wellen zuvor. Konzentrierten sich die Aktionen der Eingeknasteten bis dahin auf Sachbeschädigungen und symbolischen Protest und eben nicht auf Angriffe auf Direktoren und Schließer, änderte sich dies. Die Verantwortlichen dankten es den Gefangenen eh nur mit Massakern und Schießbefehl. Wärter, die dieses brutale Spiel nicht mitspielten, also unmenschliche Befehle verweigerten, wurden umgehend suspendiert und ausgewechselt. Immer häufiger kam es nun zu Geiselnahmen, manchmal auch „nur“ um sich in Knäste nahe der eigenen Familie verlegen zu lassen. Knüppelhiebe der Wärten wurden ab jetzt mit Messerstecherei der Gefangenen beantwortet. Die direkten körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Anstaltspersonal und Eingekerkerten wurden zum Alltag.

Diese Radikalisierung der Kämpfe passierte entgegen der Absprachen zwischen Gefangenenbewegung und den politischen Strukturen draußen. Die gefangenen ProletInnen waren es einfach müde, zum Krüppel geschlagen zu werden für selbstverständliche Forderungen, wie Ende des Eimers als Toilette, oder ein Ende der Zwangsfixierungen in den sogenannten Bunkern (Bestrafungszellen). Die beschriebene Entwicklung hatte zur Folge, dass die einst starke Unterstützung der Bewegung außerhalb der Gefängnisse immer mehr abnahm. Nur die Guerilla verstärkte ihren Support für das gefangene Proletariat.

Die Erstürmung des Gefängnisses Casale Monferrato im Piemont durch die Roten Brigaden, bei der sie einen ihrer gefangenen Militanten befreite beflügelte die Phantasie und den Kampfeswillen vieler Gefangener. Es folgten immer mehr (Massen-)Ausbrüche und Befreiungsaktionen.

Der italienische Staat reagiert ab 1977 auf den Kampfzyklus der Gefangenen, ähnlich wie andere NATO- Staaten mit einer differenzierten Strategie der Spaltung der Gefangenenbewegung. Vorbild dieser Strategie waren die Counter- Insurency- Programme der USA, mit welcher diese schon die Black- Power- Bewegung und andere revolutionäre Organisationen der US- amerikanischen Linken innerhalb und außerhalb der Knäste zerschlagen hat. Ziel dieser Strategie war es unter anderem die politischen und rebellischen Gefangenen von der Masse zu trennen und gesondert zu inhaftieren. Der Einfluss der Revolutionäre und Rebellen auf die anderen Gefangenen sollte unterbunden werden. Entsprechend wurden Sondergefängnisse eingerichtet. Hier wurden die Kampfavantgarden, Gefangene der Guerillaorganisationen aber auch Gefangene, deren die Flucht gelang oder es auch nur versuchten, konzentriert. In diesen Knästen herrschten von Anfang an harte Bedingungen und eine Isolierung nach außen, um die Gefangenen zu brechen und ihre politischen Ideale zu zerstören. Diese Sondergefängnisse wurden von schwerbewaffneten (Kriegswaffen) Carabinnieri mit gepanzerten Fahrzeugen patrolliert.

Die sogenannte Operation „Camoscio“ wurde von General Dalla Chiesa geleitet und vom damaligen Minister Andreotti persönlich überwacht.

 

Die Verantwortlichen genossen die Unterstützung aller politischen Institutionen und hatte von Anfang an das Ziel mit allen Mitteln die Bewegung der Gefangenen zu zerstören und im Besonderen die gefangen genommenen Guerilleros zu brechen. Es waren die Gefangenen der NAP, welche die neuen Sonderknäste bzw. Sonderabteile, konkret auf der Gefängnisinsel Asinara einweihten. In Asinara waren die „Hafträume“ nicht größer als Einzelzellen, doch waren in ihnen 3-4 Gefangene eingepfercht. An den Fenstern waren zusätzlich zu den Gittern sogenannte Sicherheitsbleche angebracht, durch deren kleine Löscher nicht nur kein Licht in die Zellen kam, sondern dort auch keine Luft zirkulieren konnte. Es herrschten also sehr harte Bedingungen.

Im selben Jahr kam es zum Prozess gegen AktivistInnen der NAP in Neapel. Der Prozess war von harten Kämpfen, vor allem in den Städten begleitet. Es kam zu Demos in offener Unterstützung des bewaffneten Kampf, Massenangriffen auf Zeitungsniederlassungen, täglichen und harten Konfrontationen zwischen Angeklagten und Bullen in Gerichtssälen und Sicherheitszellen. Die Prozesse waren überfüllt aus Sympathie für die Angeklagten. Hunderte UnterstützerInnen wurde verhafte.

Die NAP griff in diese Kämpfe mit der Aktion gegen Alfonso Noce, Direktor der Gefängnissicherheitsdienste in Lazio (Region um Rom) mit ein. Bei dem Angriff starben neben zwei Bullen, der NAP- Militante Martino Zicchitella. Während des Prozesses befreiten die NAP darüber hinaus zwei ihrer mitangeklagten Militanten aus dem Frauenknast in Pozzuoli.

Nach diesem Gerichtverfahren wurden alle Angeklagten in den Sonderknast Asinara verlegt.

 

Fortsetzung folgt

PAF: Interview vom Infoladen „Black-Mask“

Wer sind Wir?
Wir sind ein kollektiver Zusammenschluss von anarchistisch – kommunistisch geprägten  jungen Menschen aus Finsterwalde. Wir sehen uns alle mit der ArbeiterInnenklasse verbunden, sowie mit allen sozialrevolutionären und antipatriachalen Kämpfen auf der ganzen Welt.

Seit wann gibt es Uns?
Uns gibt es jetzt schon mehrere Jahre, im September 2014 eröffneten wir den Infoladen „Black-Mask“ in der Oscar-Kjellberg-Straße 28. Vorher existierte der Infoladen im „Spätkauf & Infoladen Kollektiv“ welches 2012 in der Langen Straße gegründet wurde.

Was kann man sich unter dem Infoladen vorstellen?
Der Infoladen ist im Grunde ein sozialer Treffpunkt für Gruppen aus verschiedenen  Spektren aus der politischen Widerstandsbewegung, Menschen aus der Nachbarschaft, teilweise geflüchtete Menschen und vor allem Jugendliche. Der Infoladen ist aber auch ein Anlaufpunkt, um sich politisch weiterzubilden und um neue Menschen kennenzulernen, die dieselben Ziele verfolgen.

Warum der Name „Black-Mask“?
Wir haben uns bei dem Namen von der indigenen Befreiungsbewegung in Chiapas – Mexiko, den Zapatisten inspirieren lassen.  Für sie ist die Maske nicht nur ein nützliches Werkzeug zum Selbstschutz, sondern auch ein Symbol gegen die Personalisierung ihres Kampfes. Hinter der Maske kann jeder unterdrückte Mensch stecken, sinngemäß sagen sie

„…wenn ihr sehen wollt wer hinter der Maske versteckt ist, schaut in einen Spiegel und seht euch Selbst an…“

Für uns ist die Idee einer besseren Welt wichtig und diese Idee darf nicht von einzelnen Menschen abhängig sein.

Was gibt es bei Uns und wann haben Wir geöffnet?
Bei Uns im Infoladen „Black-Mask“ bekommt ihr aktuelle Zeitschriften und Bücher aus unterschiedlichen politischen Spektren. Aktuelle Flyer und Plakate, Revolutionsbedarf, Aufkleber und einiges mehr. Wir bieten euch aber auch die Möglichkeit, euch zu treffen und sich auszutauschen oder kleine politische Veranstaltungen durchzuführen. Wir haben für euch jeden Dienstag und Donnerstag von 16:30 Uhr bis min. 18:30 Uhr geöffnet.

Warum ein Infoladen in Finsterwalde?
Finsterwalde ist schon seit dem zweiten Weltkrieg eine antifaschistische Arbeiterstadt, welche sich 1945 durch Widerstandskämpfer teilweise selbst befreite. Die antifaschistische Widerstandsbewegung in Finsterwalde entwickelt sich bis heute immer weiter und prägte bisher viele ArbeiterInnen und Arbeitslose. Wir wollen mit dem Infoladen „Black-Mask“ einen öffentlichen Raum für all diejenigen bieten, die sich mit unserer Klasse verbunden fühlen, aber gleichzeitig bieten wir auch ein Rückzugsort. Mit Rückzugsort meinen wir einen Ort frei von Faschismus, Rassismus, Sexismus und Homophobie, was in der heutigen Gesellschaft an öffentlichen Orten oft gang und gäbe ist.

 Was sind unsere Ziele und warum?
Wir wollen einen sozialen politischen Raum erschaffen, in dem wir als Unterdrückte zusammen kommen können, um uns auf Augenhöhe zu begegnen und miteinander über unsere Probleme ins Gespräch zu kommen. Außerdem wollen wir Infrastruktur zur Verfügung stellen, für Menschen die sich Treffen und Organisieren wollen. Am Wichtigsten aber soll der Infoladen ein Ort des Kampfes sein, in dem wir alle uns gemeinsam selbstorganisieren können gegen Patriarchat, Kapitalismus und Rassismus.

Kontakt und Informationsmöglichkeiten
Die aktuellsten Themen und Veranstaltungen findet ihr auch immer online unter:

  • proletarischeautonomie.noblogs.org
  • infoladenblackmask.noblogs.org

Den Infoladen „Black-Mask“ findet ihr in der Oscar-Kjellberg-Straße 28, 03238 Finsterwalde.
Ihr könnt uns aber auch unter folgender E-Mail Adresse erreichen:

  • infoladen-fiwa@riseup.net

Diskussionsbeitrag „neue sozialrevolutionäre Bewegung“

Nicht nötig ist’s nach Schritt und Takt gemeinsam vorwärts zu marschieren, erst wenn der Hahn der Flinte knackt, dann miteinander zugepackt und nicht den Nebenmann verlieren.“ E.Mühsam

Ohne große Umschweife wollen wir gleich in die Debatte einsteigen. Wir befürworten stark die seit einiger Zeit und momentan wieder verstärkt laufenden Diskussionen um eine Neuausrichtung von revolutionärer Politik und deren Organisierung bundesweit. Wir wollen diese Diskussion mitgestalten und unsere eigene Perspektive mit einfließen lassen. Dazu werden wir skizzenhaft auf einige Punkte eingehen und grob unsere Ideen wiedergeben, wie eine neue sozialrevolutionäre Bewegung und deren Praxis ansatzweise aussehen könnte.

Zuerst ein paar Worte zu uns und unserer Ausgangslage. Wir begreifen uns als Gruppe die spezifisch zum Thema Klasse arbeitet.

Unser strategischer Ansatzpunkt zielt auf die Schaffung und permanente Ausdehnung proletarischer Autonomie in allen Bereichen des Lebens, daher auf politisch- ideologischen, kulturellen, organisatorischen u.a. Ebenen.

Es geht uns darum, durch die Etablierung eigener revolutionärer Werte, Normen und Strukturen die Gegenmacht von unten Aufzubauen.
Durch das Stärken der eigenen Seite, soll das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen dahingehend verschoben werden , dass die Bedingungen für eine offensive soziale Revolution geschaffen werden.
Wir sehen uns dabei nicht als Avantgarde oder Elite die im Auftrag vom revolutionären Subjekt agiert. Wir sind Teil der unterdrückten Klasse und streben eine Selbstorganisierung auf Augenhöhe an. Wenn wir uns den Auswertungstext des „Selber machen“ – Kongresses anschauen, würden wir uns zuerst in der dort formulierten Strömung der Politisierung unseres Alltages verorten. Wobei wir denken das es Falsch ist die anderen beiden Ansätze als Strategie zu benennen. Vielmehr sind es taktische Werkzeuge die im Moment falsch benutzt werden, zumindest hier in der BRD. Wir halten es für falsch, sich nun unter einer neuen Organisation zu sammeln. Dies wäre unserer Meinung nach der 3. vor dem 1. Schritt. Zu mal auch zu fragen wäre, ob die Gründung einer weiteren Organisation erstrebenswert ist. Vielmehr sollte sich doch eine Organisation aus den gemeinsamen Bedürfnissen vieler Gruppen und Personen entwickeln und organisch zusammen wachsen. Unser Gegenvorschlag wäre dementsprechend eine Plattform und eine Formierung als neue sozialrevolutionäre Bewegung.
Wir glauben, anders als einige TeilnehmerInnen des oben erwähnten Kongresses, dass es unumgänglich ist sich auf horizontaler Ebene untereinander zu organisieren und dies in allen Lebensbereichen.

Seien es die Grundbedürfnisse des Menschen wie Essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf oder auch in kulturellen Belangen. Gegen die vertikale Organisierung die das System von Patriarchat, Staat und Kapital uns aufzwingt, muss ein vertikal ausgerichtetes Gegenmodell aufgebaut werden.

Dies denken wir ist Konsens.

Die Entwicklung dieses Gegenmodells muss unserer Meinung nach, von der erwähnten neuen sozialrevolutionären Bewegung ausgehen. Diese Bewegung gilt es gemeinsam aufzubauen. Verschiedene Gruppen mit verschiedenen ideologischen Ausrichtungen müssen zusammen kommen und eine gemeinsame Praxis entwickeln, welche nicht vom Kapitalismus vereinnahmt werden kann.

Es müssen die drei Hauptunterdrückungsmechanismen Sexismus, Rassismus und Kapitalismus unter der herrschenden Ideologie und Ökonomie analysiert werden. Dazu kommt noch der ökologische Faktor der die Menschheit bedroht und als erstes und am massivsten die Ärmsten der Armen trifft und bedroht.

Wir denken gerade in Anbetracht der rasant voranschreitenden Faschisierung auch in der westlichen Hemisphäre, dass wir als Revolutionäre im Herzen der imperialistischen Bestien, unserer Zeit mal wieder hinterherhinken.

Durch die Organisierung als Bewegung im Gegensatz zu einer legalen zentralisierten formellen Organisation, wird es unseren Gegnern außerdem erschwert uns zu zerschlagen.

Wie kann diese Bewegung entstehen?

Wir vertreten die Ansicht, dass die existierende politische Widerstandsbewegung sich unter gemeinsamen Prinzipien sammeln muss und sich innerhalb einer Plattform welche durch diese gemeinsamen Prinzipien definiert ist, unterschiedliche Strukturen, formelle, spezifische und informelle Organisationen/Gruppen, anarchistische und kommunistische Strömungen und Ansätze, ergänzen, gegenseitig befruchten, miteinander diskutieren und sich weiterentwickeln müssen um dadurch der bestehenden Zersplitterung entgegenzuwirken.

Die Aufgabe der Bewegung ist also vordringlich, unsere verschiedenen Kämpfe zu einen und eine Massenbasis zu erlangen. Wir wollen alle Menschen vernetzten die nicht mehr unter der Herrschaft des Patriarchats, Faschismus/Kapitalismus, Kolonialismus/Imperialismus leben wollen.

In der BRD existieren viele gut arbeitende spezifische Gruppen/Organisationen aber es wird sich kaum aufeinander bezogen bzw. es gibt keine gemeinsame Plattform. Dies muss sich ändern, durch die Erarbeitung einer gemeinsamen Grundlage kann eine fortgeschrittene Organisierung erlangt werden. Dabei darf auf keinen Fall versucht werden Andere zu vereinnahmen. Die Akzeptanz der unterschiedlichen Aktionsformen muss eine unserer Grundlagen sein. Aussagen wie nach dem G20 darf es in dieser Form auf keinen Fall wieder geben. Das bezieht sich nicht nur auf die Distanzierungen von den Kämpfen sondern auch auf die Denunziation der verschiedenen Arten von Organisierung.

Jegliche Beteiligung an der bürgerlich parlamentarischen „Demokratie“ lehnen wir grundsätzlich ab. Unser Bestreben geht in die Richtung einer außerparlamentarischen „Opposition“ die alle Spektren des antikapitalistischen Kampfes, alle Aktionsformen anwenden wird bzw. diese solidarisch respektiert.

Des weiteren denken wir, dass die Bewegung für alle Menschen offen stehen muss die sich mit der Plattform identifizieren können. Die Bewegung muss sich auf Grundlage von Einbeziehung und nicht durch Abgrenzung auszeichnen und funktionieren. Die Frage muss sein was uns eint und anhand dieser Punkte muss eine gemeinsame kämpferische Praxis entwickelt werden.

Praxis

Diese Praxis muss sich vor allem an den Orten wo wir kämpfen zeigen. Dies bedeutet für uns zum Beispiel der Aufbau von Rätestrukturen in unseren Umfeldern, dem Haus, der Straße und der Nachbarschaft. Das Entwickeln einer neuen Kollektivität die der Individualisierung des Systems entgegenwirkt und auch existenzielle Themen aufgreift wie z.B. Finanzierung und andere schon erwähnte Bedürfnisse betrachten wir hierfür als sehr wichtig. Aber auch die Aspekte der Selbstverteidigung dürfen nicht nur auf Antifaschismus herunter gebrochen werden.
Über die Praxis an unseren jeweiligen Kampforten müssen wir außerdem zu einer bundesweiten wenn nicht ,wie auch teilweise vorgeschlagenen, europäischen Ebene gelangen auf der unsere Praxis reflektiert und entwickelt werden kann. Einer unserer Gedanken dazu wäre einen weiteren Kongress zu veranstalten, der diesmal aber eine spezifischere Zielsetzung verfolgt und von Menschen durchgeführt wird die eine gemeinsame Plattform anstreben und diese dort ausformulieren könnten. Diese Plattform könnte auch die Keimzelle für eine bundes/europaweite Strategie sein. Generell sind wir der Meinung, dass es auch einen kämpferischen Ausdruckt braucht um wirklich einen kollektiven Bewegungsgedanken, nicht nur bei uns sondern auch bei den Menschen die wir erreichen wollen, zu entwickeln.

Internationalismus

Unserer Ansicht nach muss es eine Dialektik zwischen sozialrevolutionärem und antiimperialistischem Anspruch geben. Es muss also eine Verbindung zwischen den Kämpfen auf der Welt und der konkreten Realität hier vor Ort hergestellt werden.

Wir denken das ein Fokus auf den sozialrevoltutionären Kampf hier in der BRD und Europa gelegt werden muss. Natürlich ist die Unterstützung unserer kämpfenden GenossInnen und aller Unterdrückten der Welt wichtig und notwendig. Aber der Kampf mit den Menschen hier wurde , bis auf wenige Ausnahmen, jahrelang vernachlässigt. Die Menschen vertrauen uns Revolutionären nicht und verstehen uns oft auch nicht. Von daher ist die Arbeit mit den Menschen hier vor Ort unserer Meinung nach von Priorität. Wir wollen nicht falsch verstanden werden, auch wir sind in den antiimperialistischen Kämpfen unserer Zeit verwurzelt und beteiligen uns an ihnen, auch wir lernen zum Beispiel von Kurdistan, der Türkei, Südamerika oder Chiapas. Sowohl von den vermeidlich positiven Eigenschaften als auch von den vermeintlichen Fehlern. Aber die größte Unterstützung die wir leisten können ist der Aufbau eigener revolutionärer Prozesse.

Eine neue Kampfphase beginnen

Unsere Prinzipien haben wir zum größten Teil in diesem Text beschrieben, wie zum Beispiel einen Klassenstandpunkt, Geschlechterbefreiung, das Recht auf Selbstverteidigung, Organisierung auf Augenhöhe und Solidarität um nur einige zu nennen. Wir fordern Euch auf, diesen Text konstruktiv zu kritisieren und uns Eure Vorstellungen und Praxis- bzw. Organisierungsvorschläge zukommen zu lassen oder einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion zu formulieren. Wir wollen von Euren Ideen lernen. Lasst uns gemeinsam den Punkt „Mensch müsste dies und das tun“ überwinden. Es ist Zeit zu handeln und wir werden unsere Vorstellungen über revolutionäre Politik, also auch kritisch-solidarische Diskussionen, versuchen in der Praxis umzusetzen und fordern Euch auf uns dies gleich zu tun.

Proletarische Autonomie Magdeburg und Finsterwalde

Nach dem Verfassen dieses Textes ist ein Artikel des LCMagazines http://lowerclassmag.com/2018/04/kongress-der-kommunen/ herausgekommen in dem zu einem neuen Kongress aufgerufen wird. Wir werden uns diesem Aufruf anschließen und fordern alle auf die an einer neuen Organisierung interessiert sind dies auch zu tun.