PAF: Nein zum neuen Polizeigesetz!

In wenigen Monaten soll auch in Brandenburg das neue Polizeigesetz verabschiedet werden. Dies ist ein weiterer Schritt zur Faschistisierung des Staates. Das Land Brandenburg, sowie die restlichen Bundesländer, rechtfertigen die Gesetzesänderung durch die steigende Terrorgefahr. Mit den Worten, dass das Gesetz zum Schutz des Volkes gegen Terroranschläge äußerst wichtig sei, versucht der Staat die Menschen zu täuschen und zu befrieden. Doch eins ist klar die Terrorismusgefahr wird nur vorgeschoben, um diese quasi faschistischen Gesetze zu rechtfertigen und schneller umsetzen zu können. Diese Gesetzesänderung trifft nicht nur den „Terroristen“, sie trifft uns alle! Egal ob SchwarzfahrerInnen, MietaktivistInnen, RevolutionärInnen, Fußballfans, StraßenkünstlerInnen, QuerulantInnen… – es wird uns alle treffen! Sind die Gesetze erst einmal verabschiedet, so werden sie gegen jede und jeden in voller Härte ausgeübt, die in der kleinsten Form das System ablehnen oder gegen seine Regeln verstoßen. Die Polizei dient schon längst nicht mehr zum Schutz des Volkes, sondern dem Schutz der oberen Klasse, ihren Eigentum, dem Erhalt des staatlichen Gewaltmonopols und somit dem kapitalistischen System. Wie Mensch in der letzten Zeit beobachten kann, verschmelzen Militär und Polizeiorgane immer mehr miteinander. Es werden fortlaufend erweiterte Befugnisse für sämtliche Staatsgewalten gefordert und auch Praktisch umgesetzt. Ein Teil dieser praktischen Umsetzung ist zum Beispiel die Einführung der neuen Polizeigesetze der Bundesländer. Die Änderungen und die steigende Militarisierung dienen nur zum Schutz des Staates gegen die kommenden Massenunruhen die in Anbetracht der zu erwartenden Weltwirtschaftskrise und der sozialen Spannungen zu erwarten sind. Schon bei den Massenprotesten in Hamburg zum G20-Gipfel 2017 wurden quasi militärische Einheiten eingesetzt, welche unter Anordnung der Schussfreigabe Straßenzüge zurück erkämpfen sollten. Auch streikende Menschen werden in Deutschland immer mehr von dem faschistischen System bedroht, so wurde vor kurzem erst die Werksblockade des Streiks bei Halberg-Guss in Leipzig von Polizeihundertschaften aufgelöst und verboten. Als ein weiteres Beispiel lassen sich auch die massenhaft polizeilich unterstützten Zwangsräumungen nennen.

Diese Vorfälle zeigen wie Proteste gegen das Unrecht des kapitalistisches System durch Anwendung von Gewalt und Schusswaffen unter Kontrolle gebracht werden sollen. Wir dürfen uns von den faschistischen Machenschaften nicht einschüchtern lassen, es ist zur jetzigen Zeit umso wichtiger, dass wir uns gemeinsam organisieren, um uns als Klasse zu schützen, gemeinsam müssen wir organisiert gegen den Faschismus und den zutiefst patriarchalen Gedanken dahinter kämpfen.

 

Klassenbewusstsein entwickeln!
Klassenkämpfe entfalten!
Proletarische Autonomie erkämpfen!

Für die soziale Revolution!

Berichte von den Aktionstagen „Repression, Rechtsruck und Aufrüstung entgegentreten!“

In zahlreichen Städten Deutschlands haben während den Ausgerufenen Aktionstagen ein Jahr nach dem G20-Gipfel in Hamburg kleinere und größere Aktionen gegen Repression, Rechtsruck und Aufrüstung stattgefunden.

Die Aktionstage waren gemeinsam von den Organisationen Antifaschistische Revolutionäre Aktion Gießen, Kommunistischer Aufbau, Kommunistische Jugend, Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen (Hamburg), North East Antifa [NEA] Berlin, Proletarische Autonomie Finsterwalde/Magdeburg und Siempre*Antifa Frankfurt ausgerufen worden.

 

Frankfurt

Kurz vor den Aktionstagen gab es durch die SoKo „Schwarzer Block“ in und um Frankfurt Hausdurchsuchungen und vier Festnahmen. So standen die dortigen Aktionen ganz im Zeichen der direkten Repression und der gegen sie gerichteten Öffentichlikeits- und Solidaritätsarbeit. Am 5.7. gingen rund 400 Menschen in Solidarität mit den Verhafteten und für ihre Freilassung in Frankfurt auf die Straße. Ebenso entstanden zahlreiche Solidaritätsfotos, Erklärungen und Banner.

Video zur Demonstration: https://www.youtube.com/watch?v=0MNfp5jAOVU&

Solidaritätsseite: https://www.fb.com/lasstunsereleutefrei

 

Düsseldorf

In Düsseldorf konzentrierten sich die Aktionen auf die Großdemonstration gegen das geplante neue Polizeigesetz in NRW am 7.7.. Rund 20.000 Menschen unterschiedlichster politischer und gesellschaftlicher Organisationen gingen hier gegen die im neuen Polizeigesetz konzentrierte Repression, den Rechtsruck und die innere Aufrüstung auf die Straße. Neben großen Demonstrationsblöcken von der Interventionistischen Linken, „Nationalismus ist keine Alternative“ und einem Antikapitalistischen Block, viel vor allem die große Beteiligung von Fußball- und Ultragruppen auf.

Video zur Demonstration: https://www.pscp.tv/w/1kvKpawleWkGE

Bericht von der Jungen Welt: https://www.jungewelt.de/artikel/335582.widerstand-wirkt.html

 

Cottbus, Hannover, Köln, St. Augustin, Troisdorf

Zahlreiche Graffiti, Banner und Plakate sind während der Aktionstage in verschiedenen Städten wie Cottbus, Hannover, Köln, St. Augustin und Troisdorf aufgetaucht. So konnte die Aktionswoche in zahlreichen Vierteln in die Öffentlichkeit getragen werden. Das Nachrichtenportal Perspektive Online organisierte unter dem Titel „Ein Jahr nach G20 – kommt der Polizeistaat?“ eine Veranstaltungsreihe zur inhaltlichen Diskussion der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen im Bezug auf Repression und Rechtsruck.

Video: https://www.youtube.com/watch?v=OG17iCx-Q9A&feature=youtu.be

 

Berlin

Die Noth-East Antifa stellte ihre Mobilisierung gegen eine rechte „Extremismus“-Diskussionsrunde im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschöhnhausen ebenso in den Rahmen der gemeinsamen Kampange. Rund 30 Personen nahmen an der Kundgebung am 5.7. teil. Zudem wurden noch gemeinsam Briefe an die G20-Gefangenen verfasst. Auch in Berlin fand eine Veranstaltung von Perspektive Online statt.

Kundgebung: https://twitter.com/antifanordost/status/1015588497376174080

 

Magdeburg

Auch in Magdeburg wurde kollektiv den Gefangenen des G20-Gipfels Briefe geschrieben. Zudem wurde im Rahmen der Aktionstage eine Diskussionsveranstaltung durchgeführt. Hier standen insbesondere die Fragen wie Widerstand gegen die anhaltende Repressionswelle geleistet werden und die Gefangenen besser unterstützt werden können im Vordergrund. Ebenso wurde über die Einschätzung der neuen Polizeigesetze und über die Situation der radikalen Linken diskutiert. Auch hier wurde ein Banner in Solidarität mit den G20-Gefangenen aufgehängt.

Finsterwalde

In Finsterwalde wurde ein Transparent in Solidarität mit den G20-AktivistInnen aufgehangen.

Gießen:

Mit einem „PAG the Police!“-Wagen hat die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Gießen die Aktionstage auch auf die diesjährige Nachttanzdemo für Menschenrechte in Gießen getragen. Damit sollte gegen die massiven Grundrechtseingriffe und massenhafte Überwachung demonstriert werden.

 

Rojava:

Auch die GenossInnen der Internationalistischen Kommune in Rojava setzten ein Zeichen gegen die Repression in Deutschland und solidarisierten sich mit den G20-Gefangenen. In einer Erklärung machten die InternationalistInnen auch auf die anhaltende Repression gegen die kurdische Bewegung in Deutschland aufmerksam

Erklärung: http://internationalistcommune.com/against-g20-repression-statement-of-the-internationalist-commune-of-rojava/

Bilder aus Magdeburg und Finsterwalde

Weitere Bilder aus den anderen Städten findet ihr in dem Bericht auf indymedia

Knastkämpfe in Italien der 1970er und Anfang der 1980er Jahre (Teil 3)

Im letzten Teil unserer Reihe haben wir beschrieben, wie sich die Knastkämpfe in Italien immer mehr politisierten, vermassten und radikalisierten, bis hin zur Organisierung eigener politisch- militärischer Kerne wie die „Nuclei Armati Proletari „ (Bewaffnete Proletarische Zellen), Befreiungsaktionen und (versuchten) Massenfluchten. Der Staat versuchte darauf ab 1977 mit einer differenzierten Strategie der Spaltung, Zersetzung und schlussendlichen Zerstörung der Gefangenenbewegung zu reagieren. Es wurden Sondergefängnisse bzw. Trakte eingeführt, um die rebellischen Gefangenen und eingeknasteten Guerilla- KämpferInnen vom Rest zu trennen. Trennscheibe bei jeder Art von Besuchen wurde zum Standard. Dadurch entwickeln sich so zwei parallele Gefängnis- Regimes, das eine mit täglicher (physischer und psychischer)Gewalt und Folter (in Novara intervenierte sogar die Kirche empört) und das anderen mit „großzügigen“ Freiheiten und heimlichen Belohnungen, um die Differenzierung zusätzlich zu erhöhen. Im „normalen“ Vollzug entwickelte sich ein geheimes System aus Vergünstigungen und Freiheiten, wie Freigänger und Bewährung aber immer verbunden mit der Drohung diese Vergünstigungen bei „unangemessenem“ Verhalten ins Gegenteil zu verkehren.

Diese „lockere“ Behandlung, die der Staat an den Tag legte und ein paar tausend Extralegalen die Freiheit „schenkte“ ,war der Preis den der Staat bereit war zu zahlen, damit sich die Gefangenenbewegung nicht weiter ausbreitet und die Kontakte nach draußen stärker werden.

Die beschriebenen Entwicklungen zwang die Gefangenenbewegung zu einer Zeit der Reflexion über ihre nächsten Schritte und Ziele, sowie ihrer Organisierungs- und Kampfformen. Ihre Strukturen mussten unter diesen Umständen klandestiner werden. Die Zeit nach der Inbetriebnahme der Spezialgefängnisse und -Trakte war eine sehr schwere, für die gefangenen GenossInnen, da die Diskussionen und der Austausch unter sehr rigider Isolation geführt werden mussten. Selbst die Zellen wurden über ein Überwachungssystem der Geheimdienste akustisch abgehört, wodurch die Diskussionen nur schriftlich erfolgen konnten.

Die Gefangenen kamen mehr, mehr zu der Einsicht, dass sie ohne massive Unterstützung von außen in ihren Kämpfen nicht weiter kamen. Andererseits fühlten sie sich von den GenossInnen draußen unverstanden, was die Dimension des Angriffes auf ihre Lebenssituation in Sonderknästen an ging. Zu groß waren die Unterschieden zu den bisherigen Erfahrungen und zu unterschiedlich die verschiedenen Haftbedingungen in den einzelnen Sonderknästen und –Abteilungen.

Durch die „Frühlingskampagne“ der Roten Brigaden 1978 entwickelten sich günstigere Bedingungen die Kämpfe in den Knästen für bessere Lebensbedingungen wieder aufzunehmen und das Kräfteverhältnis zwischen Gefangenenbewegung und Knastregime zu verschieben.

Im Massenprozess in Turin im Juli 1978 verlesen die angeklagten MilitantInnen der Roten Brigaden die Erklärung Nr. 14, ein „sofortiges Programm“. Dieses Programm fasste die Diskussionen innerhalb der Knäste, hauptsächlich der Sonderknäste und –Trakte zusammen. Es zielte auf die Verbesserung der Lebensbedingungen drin und soziale Verbindungen nach draußen (freier Postverkehr, keine Zensur, keine Trennscheibe usw.). Die „Differenzierte Behandlung“ sollte aufhören und alle Sonderknäste und –Abteilungen geschlossen werden. Auf dieser Basis schlugen die Gefangenen die Aufnahme eines neuen Kampfzyklus vor, mit einer starken Verbindung der Kämpfe drin und draußen.

Dieser neue, harte und lange Kampfzyklus begann schon bei Verlesung des Communiqués, welche in Tumulten im Gerichtsaal, vor und im Gebäude endete. Zwischen Juli und August 1978, beginnend in Asinara und sich dann auf die anderen Sonderknäste und –Trakte ausbreitend mobilisierten Massen von Gefangenen zum Kampf. Dadurch unterstrichen sie die Forderungen des Communiqués Nr. 14. Sie sahen ihre Bedürfnisse, eigenen Forderungen und die dringendsten Notwendigkeiten darin artikuliert.

In den Sonderkäste entwickelten sich unterschiedlichste Kämpfe in Wellen, wobei sich diese kontinuierlich ausbreiteten. In allen größeren Städten Italiens fanden Solidaritätsaktionen statt, die die Einheit der Bewegung drin und draußen verwirklichten. Die Aktivitäten waren sehr kämpferisch und vielfältig. Sie reichten von Demostrationen, militanten und bewaffneten Aktionen, Transparenten, Graffitis, bis hin zu Pressekonferenzen, auf denen Familienangehörigen der Gefangenen über die Misshandlungen, denen sie selbst ausgesetzt waren, berichteten. Die Kämpfe der Gefangenen weiteten sich auf den „Normalvollzug“ und die kleineren Knästen in Kleinstädten aus. Überall wo die Widerständigen die Stärke dazu hatten, gründeten sie Kampfkomitees. Diese bestanden aus Delegierten aller Abteilungen, den „Normalen“, den „Speziellen“ und auch den Frauenabteilungen.

Die Strategie des Staates, die widerständigen Gefangenen physisch zu isolieren, um sie so auch politisch zu isolieren erfährt vorerst eine Niederlage. Die Gefangenen entwickeln in ihren Kämpfen trotz der Isolierung eine politisch- ideologische und praktische Einheit. Über acht Monate des Kampfes und nicht enden wollende Mobilsierungen zu den Inhalten des „sofortigen Programm“ drin und draußen hatten es geschafft die Trennung zwischen „normalen“ und „speziellen“ Gefangenen aufzuheben. Die Widerständigen erkämpften sich „relative Freiheiten“. Die Gefangenenbewegung ließ in dieser Situation nicht nach, es ging um alles – die Zerstörung der Knästen, die Freiheit!

Im gesamten Jahr 1979 konsolidierten sich die Kampfkomitees weiter und entwickelten eine immer höre Schlagkraft. Dank der Komitees war eine Organisierung der eigenen „Freizeit“ möglich, vom gemeinsamen Sport, bis hin zum Studium. All diese Bereiche wurden durch sie abgesichert. Die Gefangenen bereiteten sich auf die kommenden Kämpfe und Revolten vor. Im Sonderknast Asinara zum Beispiel, rüsteten sich die Kampfkomitees mit selbst gebauten Waffen aller Art. Darüber hinaus gab es einen intensiven Austausch mit der Bewegung draußen, mit den verschiedenen auch politisch- militärischen Gruppen in der Nähe der Knäste. Und dies in politischer aber auch praktischer Hinsicht, was die Fluchten, als auch Aufstände anging. Im Verlauf des Jahres 1979 gelang fünf Gefangenen die Flucht aus einem Sonderknast in Turin. An der Vorbereitung waren die Kampfkomitees, welche über 1000 Gefangene mobilisieren konnten, maßgeblich beteiligt. Aber es zeigte sich auch, dass die Gefangenen bei ihren Flucht(versuch)en auf Unterstützung von außen angewiesen waren.

Entscheidungsschlachten und das Abflauen der Bewegung

Im September 1979 wurde ein Militanter der Roten Brigaden schwer verwundet und verhaftet. Bei sich trug er Dokumente einer Diskussion zwischen drin und draußen bezüglich einer Massenflucht aus dem Sonderknast Asinara. Der Staat reagierte sofort und entledigte sich der durch die Gefangenenbewegung in Jahren erkämpften Rechte. Intensive Razzien in den Knästen begleiteten die Maßnahmen des Staates. Die Antwort der Kampfkomitees wiederum darauf erfolgte genauso unverzüglich. „Schließung der Sonderknäste und –Abteilungen!“ war die Parole, Aufstand und Zerstörung das Mittel. Die sogenannte Schlacht des 2. Oktober in Asinara verwirklichte die Parole. In diesem Sonderknast waren zu diesem Zeitpunkt 60 Gefangene inhaftiert, ca. 40 Militante verschiedener bewaffneter Gruppen und ca. 20 soziale Gefangene, die als besonders gefährlich galten. Alle beteiligten sich an diesem harten Aufstand, bei dem die Kämpfenden aus Espressomaschienen gebaute Sprengsätze einsetzten, während von Bullen und Militär mit Tränengas und scharfer Munition auf sie geschossen wurde. Nur die starken Barrikaden verhinderten Tote. Der Aufstand hatte das Ziel, durch die vollständige Zerstörung eine Verlegung auf andere Anstalten zu erzwingen. Es gelang zwar den Knast fast völlig zu zerstören, aber Asinara blieb vorerst in Betrieb und wurde wieder aufgebaut. Viele Millionen Lire wurden vom Staat aufgebracht das Gefängnis wieder herzurichten, wobei sich der damalige Knastdirektor und Offiziere der Carabineri und natürlich die Bauunternehmen anständig die Taschen stopften. Dies ist durch Gerichtsakten belegt. Die Schlacht des 2. Oktober wurde zum Symbol der Knastkämpfe dieser Zeit.

Der Druck der Bewegung drin und draußen, reicht nicht aus, um das Problem der Sonderknäste zu lösen. Dabei entsteht eine gewisse Distanz zwischen Gefangenenbewegung und Guerilla , was auf die unterschiedlichen Blickwinkel und Realitäten zurück zu führen ist. Die Behandlung der Gefangenen erreichte nach dem Aufstand eine nicht gekannte Brutalität und Unmenschlichkeit. Tägliche Prügel, Diebstahl persönlicher Gegenstände, Isolation nach innen und außen wurde vielerorts und vor allem in Asinara wieder zum Standard. Im selben Jahr noch wird der Sonderknast in Palmi in Betrieb genommen. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass hier nur Angehörige der bewaffneten Gruppen der Linken (NAP, BR, FAC, PL, UCC, NAPAP, FCC und Autonomiabewegung) konzentriert sind. Palmi war das Laboratorium des Knastregimes um alle Teile der Bewegung zu studieren. Ziel ist es die die einzelnen Militanten und Organisationen sowie deren Widersprüche, Kultur und Theorien, bis hin zu den sozialen Beziehungen untereinander zu analysieren. Die gewonnen Informationen bildeten die Grundlage für die weitere Zersetzung und Spaltung.

Gleichzeitig eröffnet der Sonderknast von Ascoli Piceno, in dem die rebellischsten und „gefährlichsten“ extralegalen ProletarierInnen konzentriert wurden, mit demselben Ziel. Die Ausdifferenzierung führt zur Einführung verschiedener Kreise. Die Gefangenen werden abhängig von ihrer Herkunft und ihrem Verhalten eingeordnet. Der jeweilige Kreis bestimmt die Haftbedingungen. Vom Verhalten des Gefangenen hängt ab, ob er die Kreise wechseln kann. Im ersten Kreis befindet sich die Masse der Gefangenen in den großen und kleinen, „normalen“ Knästen und Irrenhäusern. In den zweiten Kreis werden die rebellischen Gefangenen und ein Teil der gefangenen KommunistInnen und AnarchistInnen in getrennten Abteilungen eingeordnet. Im dritten Kreis wurden die rebellischsten und „gefährlichsten“ Extralegalen, die Köpfe der gefürchteten Banden, sowie die standhaftesten der bewaffneten, revolutionären Gruppen konzentriert. Die einen kamen nach Ascoli, die anderen nach Palmi. Hinzu kam das schon erwähnte System aus Vergünstigungen und Strafen. Im Laufe der 1980er Jahre kam diese Counterstrategie voll zum Tragen. Vorher allerdings kommt es zum letzten großen Aufbäumen der Gefangenenbewegung im Zusammenhang mit der Guerilla. In den Jahren 1980 und 1981 kommt es zu größeren Aktionen und Revolten in den Knästen von Nuoro, Voltera, Fossombrone und Trani. Die Hauptforderungen bleiben die Schließung der Sonderknäste und –Abteilungen, sowie ein Ende der Differenzierung. Zur selben Zeit versuchen gefangene Guerilla- KämpferInnen und Extralegale bewaffnet eine gemeinsame Flucht aus dem Knast San Vittore in Mailand. Diese werden in den umliegenden Straßen gestellt, zum Teil durch Schusswunden schwer verletzt und wieder gefangen genommen. Im Dezember 1981 entführen die Roten Brigaden den Minister und Richter D’Urso und erzwingen gegen seine Freilassung die Schließung des Sonderknastes Asinara. Kurz darauf bricht im Knast von Trani ein Aufstand der Gefangenen los. Dieser wird äußerst hart und brutal niedergeschlagen. Dutzende Gefangene und Geiseln werden bei der Erstürmung schwer verletzt, 15 Gefangene erleiden Schusswunden. Die Roten Brigaden reagieren darauf wiederum mit der Erschießung des verantwortlichen Carabinieri- General Gavaligi wenige Tage später.

Nach diesen Ereignissen und mit dem Greifen der Differenzierungspolitik des Staates ebbte die Gefangenenbewegung ab und beschränkte sich zunehmend auf symbolischen Protest. Die Zeit der großen Schlachten war vorbei. Parallel zum Niedergang der revolutionären Bewegung und Guerilla, mussten auch die Kampfkomitees, sowie die Gefangenenbewegung insgesamt immer schwächer werden. Ohne eine starke Bewegung draußen, die Öffentlichkeit und Druck schafft, und dies auf allen Ebenen verlieren die Gefangenen ihren Schutz. Es muss auch festgestellt werden, dass ohne Widerstände drinnen wie draußen, und einer „ruhigeren Situation“ in den Gefängnissen, der Staat die Konditionen der Gefangenen wieder verschlechtert. So beschert der in „ruhigen“ Zeiten eingeführte Artikel 90 den Gefangenen in den Sondergefängnissen wieder drastische Einschränkungen (Besuche nur mit direkten Verwandten, keine Pakete von draußen, nur drei Bücher auf Zelle,…).

Zu Fragen wäre welche Wirkungen diese Kämpfe auf die heutige Situation haben, welche Positionen zum Allgemeingut der Gefangenen geworden sind. Was können wir aus ihnen lernen? Festzuhalten ist:

  1. Es für mehr Rechte in den Knästen eine Selbstorganisierung der Gefangenen geben muss.
  2. Es eine starke Verbindung der Kämpfe drin und draußen geben muss.
  3. sich die Situation der Gefangenen ohne Widerstand stets verschlechtert.

Wir hoffen wir konnten euch mit unserem Text einen kleinen Einblick in die Knastkämpfe in Italien dieser Zeit gewähren.

Ende

(im nächsten und letzten Teil, Exkurs NAP, gehen wir auf die „Nuclei ArmatiProletari „ ein)

PAM: 06.07.18 Gefangenenschreibtag und Diskussionsveranstaltung zum Jahrestag des G20-Gipfels in Hamburg

Am Freitag dem 06.07.18 wollen wir ab 16 Uhr gemeinsam den Gefangenen des G20-Gifpels schreiben und anschließend gegen 19Uhr eine Diskussion im Rahmen der Aktionstage vom 2.-8. Juli: „Repression, Rechtsruck und Aufrüstung entgegentreten!“ durchführen. Uns geht es um die Fragen:

Wie bewertet ihr die Kämpfe gegen den G20 – Gipfel jetzt ein Jahr danach?

Wie können wir die G20 – Gefangenen, von Magdeburg aus, besser unterstützen und wie kann gegen die anhaltende Repressionswelle Widerstand geleistet werden?

Was ist eure Einschätzung zu den neuen Polizeigesetzten?

Was ist eure Meinung dazu wie es mit der radiakalen Linken in der BRD weitergehen soll? Ist alles in Ordnung wie es läuft oder brauchen wir eine „neue sozialrevolutionäre Bewegung“?

Veranstaltungsort: Infoladen Stadtfeld, Alexander Puschkinstraße 20

Gemeinsame Anreise zur Demonstration am 05.07.18 nach Berlin

Wir wollen eine gemeinsame Anreise mit dem Auto durchführen.

Wir werden uns Donnerstag früh um 6:30 Uhr am Infoladen treffen, zusammen einen Kaffee oder Tee trinken und dann pünktlich um 7:00 Uhr losfahren.

Es gibt noch freie Autoplätze, trotzdem bitten wir jeden dem ein Auto zur Verfühgung steht es mitzubringen. Plant desweiteren Benzingeld mit ein.

Letzte Absprachen werden wir am Mittwoch während der Vokü im Infoladen absprechen.