Am 8. März ist der internationale Frauenkampftag! Heute ist der Tag, an dem wir uns an die tägliche Unterdrückung erinnern, die Frauen überall auf der Welt durch Patriarchat, Kapitalismus und Imperialismus erleben. Aber wo Unterdrückung lebt, lebt auch Widerstand und an diesem Tag bringen wir auch den internationalen Widerstand und Kampf aller Frauen in der Geschichte und der Gegenwart auf die Straße.
In diesem Sinne unterstützen wir als Frauen der Gruppen Proletarische Autonomie Magdeburg und Jugend Offensive die 8.März-Bündnis-Mobilisierung in unserer Stadt unter dem Motto „Feminist*innen aller Länder vereinigt euch!“ und tragen mit diesem Redebeitrag dazu bei, an den Kampf der revolutionären Frauen in unserer Geschichte zu erinnern.
Nichts wurde uns geschenkt, nur unser eigener Kampf wird uns die Freiheit bringen.
Erinnern heißt kämpfen! Frauen kämpfen international!
Heraus zum 8. März!
Montag 08.03
17 Uhr, Hasselbachplatz, Magdeburg
Gegen Patriarchat, Faschismus und Kapital: Frauen kämpfen international!
Der 8. März wurde als internationaler Frauenkampftag von Clara Zetkin ins Leben gerufen. Anlass dafür war der Tod von mehr als 100 Frauen, die durch einen Fabrikbrand in New York ums Leben gekommen sind, als sie für ihre Rechte als Arbeiterinnen streikten. Der 8. März ist der Tag der revolutionären Frauen und das Jahr 2021 bietet gleich zwei wichtige Jubiläen in dieser Hinsicht. 2021 jährt sich das Aufbegehren der Pariser Kommune, als auch der Geburtstag von Rosa Luxemburg zum 150. Mal. Aus diesem Grund möchten wir den diesjährigen 8. März zum Anlass nehmen, um Louise Michel – eine wichtige Persönlichkeit der Pariser Kommune – als auch Rosa Luxemburg, eine enge Genossin von Clara Zetkin, zu gedenken.
Louise Michel
„Die revolutionäre Frau führt einen doppelten Kampf: den um die äußere Freiheit – in die – sem Kampf findet sie in dem revolutionären Mann ihren Genossen, kämpft sie mit ihm für die selben Ziele, für die selbe Sache – und den um ihre innere Freiheit, eine Freiheit, die der Mann schon seit langem genießt. In diesem Kampf ist sie allein.“ Dieser fundamentale Satz stammt von Louise Michel. Sie war dezidierte Gegnerin der katholischen Kirche und des französischen Kaiserregimes von Napoleon und wurde im Laufe ihres Lebens zu einer bekannten französischen Anarchistin und Vorbild der ArbeiterInnenbewegung. Zur Zeit der Pariser Kommune, also vom 18. März bis zum 28. Mai 1871, war sie als bewaffnete Kämpferin und Krankenpflegerin aktiv und versorgte die, die auf den Barrikaden verwundet wurden. Während dieser Zeit entstand die erste feministische Massenorganisation. Louise Michel beteiligte sich an der Frauenorganisierung, baute in der Zeit ein Frauenbataillon auf und kämpfte mit der Waffe in der Hand für die Revolution. Nach der blutigen Niederschlagung der Pariser Kommune durch Regierungstruppen folgten ihre Verurteilung und Verbannung. Vor dem Gericht sagte sie aus: „Ich will mich nicht verteidigen, und ich will nicht verteidigt werden. Ich übernehme die Verantwortung für alle meine Taten. Man wirft mir vor, Komplizin der Kommune gewesen zu sein. Selbstverständlich war ich das, denn die Kommune wollte vor allem die soziale Revolution, und die soziale Revolution ist, was ich mir am sehnlichsten wünsche.“ Sie verbrachte 20 Monate in der Verbannung auf der Inselgruppe Neukaledonien. Während ihres Zwangsaufenthalts wurde sie Zeugin der Gräueltaten und Massenmorden, die der französische Imperialismus an den Indigenen verübte. Als es dort einmal zu einem Sklavenaufstand kam, solidarisierte sich Louise Michel mit den Aufständigen. Nach ihrer Begnadigung kehrte sie nach Paris zurück. Durch zahlreiche Vorträge und ihre aktive Parteinahme für die Rechte der ArbeiterInnen und Frauen wird sie zu einer der bekanntesten Vertrete-rinnen des Anarchismus. Ihr offensives öffentliches Auftreten und ihr starkes Klassenbewusstsein rief natürlich auch politische Gegner auf den Plan: 1888 wurde sie von einem kaisertreuen Katholiken mit zwei Schüssen am Kopf verletzt. Und im Vorfeld einer 1. Mai-Mobilisierung in der französischen Stadt Lyon wird sie von den Staatsbehörden als geistesgestört in einer Nervenheilanstalt festgehalten und zwangspsychiatriert, nachdem sie inspirierende Vorträge hielt. Trotz der Angriffe, die sie durchzustehen hatte, lies sie sich nicht von ihren Überzeugungen abbringen. Obwohl sie keine Gelegenheit ausgelassen hatte, im Kampf zu sterben, erreichte sie mit 75 Jahren eine hohes Alter in der damaligen Zeit. Als sie 1905 starb, begleiteten sie über 120 000 Menschen auf ihrem letzten Weg zum Friedhof.
Rosa Luxemburg
Ähnlich wie Louise Michel sprach sich Rosa Luxemburg vehement gegen den in Europa verbreiteten Monarchismus aus und warnte vor dem Kapitalismus. Als ehrgeizige, öffentliche Kritikerin des Revisionismus, also jener Strömung innerhalb der SPD, die annahm, der Kapitalismus sei nicht durch eine soziale Revolution zu überwinden, sondern durch Reformen allmählich zu verbessern, zog sie die deutsche Sozialdemokratie in ihren Bann. Sie wurde auch international bekannt und war die wichtigste Repräsentantin antimilitaristischer und internationalistischer Positionen der SPD. Mit all ihrer Kraft versuchte sie, den Weltkrieg, der dann von 1914 bis 1918 tobte, zu verhindern, was sie zum endgültigen Bruch mit der SPD veranlasste, die die Kriegsmobilisierung unterstützte. Zur Zeit der Novemberrevolution 1918 wurde Luxemburg aus einer Haftstrafe entlassen und mit Anhängern, unter anderem Karl Liebknecht, gründete sie den sogenannten „Spartakusbund“.
Im Januar 1919 riefen Karl Liebknecht und sie zu von der KPD angeführten Massendemonstrationen gegen die SPD-Regierung in Berlin auf. Dieser sogenannte „Spartakusaufstand“ machte Rosa Luxemburg zum Regierungsfeind. Am 15. Januar 1919 nahmen faschistische Freikorps, die über genaue Steckbriefe verfügten und die Verfolgung der SpartakistInnen und die Anführer des revolutionären Aufstands organisierten, sie und Karl Liebknecht in einer Wohnung in Berlin fest und brachte sie auf grausame Weise um. Sie wurde an diesem 15. Januar 1919 von Mördern in Uniform erschlagen – Leuten, die zu jenen Kreisen gehörten, die später offen die Machtübernahme der Nazis unter – stützten. Doch sie ist nicht umsonst gestorben und bleibt uns als Märtyrerin der Novemberrevolution in Erinnerung. Als sie starb, nahmen eine Millionen Menschen an ihrer Beerdigung teil, um ihr die letzte Würde zu erweisen, die die Faschisten versuchten ihr zu nehmen. Und auch heute noch ist ihr Todestag ein wichtiger Gedenktag für Revolutionäre aus der ganzen Welt.
Frauen schreiben Geschichte
Louise und Rosa eint mehrere Dinge. Beide waren Frauen mit einem dezidierten Klassenstandpunkt, die sich offen gegen die Regierung und die kapitalistische Ausbeutung aussprachen aus. Ihre anti-kolonialen bzw. anti-militaristischen Forderungen rückten außerdem den internationalen Befreiungskampf in den Vordergrund. Beide kämpften mit Vorurteilen gegenüber Frauen, die eine wichtige öffentliche Rolle einnahmen und die bis weit in linke Kreise hinein verbreitet waren. Beide versuchte man durch mehrere Gefängnisstrafen zu zermürben. Und beide blieben standfest in ihren Forderungen und schafften es, Hundert-tausende zu bewegen. Die HERRschende Geschichtsschreibung, und die Betonung liegt hier auf Herr, versucht oftmals, die Bedeutung von einzelnen Frauen oder gar von ganzen Frauenbewegungen zu untergraben. Wir haben jedoch ein unglaubliches revolutionäres Potenzial, dessen wir uns bewusst werden sollten und welches wir uns mit der Verkörperung von Louise Michel und Rosa Luxemburg in Erinnerung rufen wollen.
Louise Michel und Rosa Luxemburg traten damals, so wie wir heute, ein Erbe an von einem tausende von Jahre alten Kampf von Frauen gegen Patriarchat, Faschismus und Kapitalismus: An-gefangen von den Amazonen, die gegen die neu entstehenden patriarchalischen Staaten kämpften, über den Widerstand und der klandestinen Organisierung von sog. Hexen im Mittelalter und den Tausenden, die im Kampf gegen das faschistische Europa starben, bis hin zu den Wellen der europäischen Frauenbewegungen. Außerhalb von Europa blicken wir mit Ehrfurcht auf die Frauen, die für Selbstbestimmung und gegen den Imperialismus in Palästina und Kurdistan kämpfen, sowie auf diejenigen, die ihr Land und ihre Natur in Amerika und in Afrika verteidigen und die Frauen, die in Indien und anderen Teilen Asiens gegen Ausbeutung und Feminizide kämpfen.
Frauen der Welt, organisiert euch!
Wir glauben, der einzige Weg, um die Gesellschaft von Patriarchat, Kapitalismus und Faschismus zu befreien, ist die lokale Selbstorganisierung von uns Frauen in einem gemeinsamen, internationalen und revolutionären Kampf –außerhalb des Staates. Der Liberalismus hat den Kampf der Frauen in das kapitalistische System integriert, um seine Legitimation nicht zu verlieren – und er wird versuchen, ihn noch weiter zu integrieren. Wir sehen also, dass wir uns nicht auf die Gunst der Politik des Staates und seines Parlamentarismus für unsere Befreiung verlassen können. Das System hängt von unserer Ausbeutung ab und wird uns nicht befreien. Genauso wir erwarten dabei nicht, dass die Geschlechterbefreiung automatisch mit der Zerstörung der Klassengesellschaft und des Staates kommt. So funktioniert das Patriarchat nicht. Feminismus und die Überwindung des Patriarchats muss von vornherein elementarer Bestandteil unseres revolutionären Kampfes sein.
Der Kampf für unsere Freiheit beginnt jetzt, hier, mit uns, indem wir uns unserer Unterdrückung bewusst werden, uns selbst organisieren, Selbstverteidigungsstrukturen schaffen und gleichberechtigte Beziehungen aufbauen, die fähig sein werden, die patriarchale Mentalität, die uns allen aufgedrückt wurde, zu überwinden.
Rosa Luxemburg und Louise Michel – Unvergessen.
Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben!
Für eine befreite Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung!
Jugend Offensive
Proletarische Autonomie – Magdeburg