[15 Jan 2021] PAM: Gegen Faschismus auf allen Ebenen – Widerstand damals und heute!

Aufruf der Proletarische Autonomie Magdeburg zur Vorabend-Demonstration am 15. Januar 2021 in Magdeburg

Gegen Faschismus auf allen Ebenen – Widerstand damals und heute!

Am 16. Januar 1945 wurde die Stadt Magdeburg von alliierten Luftangriffe fast vollständig zerstört. Deutsche Nationalisten, und damit meinen wir Neonazi-Gruppen als auch bürgerliche Parteien wie die AfD, machen es sich seit einigen Jahren zur Aufgabe, sich selbst als Opfer darzustellen. Sie versuchen, die Geschichtsschreibung entsprechend zu manipulieren. Dabei erwähnen sie natürlich nicht, dass es die Nazis selbst waren, die Europa in eine faschistische Folterhölle für Millionen von Menschen verwandelten. Doch so wie wir hier heute stehen, um den Faschisten Einhalt zu gebieten, gab es auch schon damals Widerstand in Magdeburg.

Da gab es zum Beispiel den Angriff auf die Wagenkolonne Hitlers. Dieser tourte 1932, vor den Reichstagswahlen durch die Weimaer Republik und sollte in der Stadthalle zu mehreren Tausend MagdeburgerInnen sprechen. Doch seine Anreise wurde von Steinewerfern behindert – denn auch sie waren pappesatt. Dann war da der Sportler Reinhold Julius, der am 1. Mai 1933 auf einem Sportplatz in Fermersleben die rote Fahne hisste und dafür wegen Hochverrats zu Tode verurteilt wurde. Wir vergessen auch nicht Gerhard Steinig, der nach der Machtergreifung Hitlers in der nun verbotenen KPD weiter arbeitete und Flugblätter für den Widerstand erstellte. Auch Wilhelm Bahnik war ein Kommunist aus Magdeburg. Er schloss sich allerdings den InternationalistInnen in Spanien an, um dort gegen den Faschismus zu kämpfen. Die deutschen InternationalistInnen, die in Spanien kämpften, kämpften nicht nur gegen Franco, sondern auch gegen das faschistische Regime in ihrem eigenen Land. Zuletzt bleibt uns noch Clara Schellheimer in Erinnerung, die zusammen mit anderen Verbündeten und ihrem Partner eine Widerstandsgruppe gegen Hitler aufbaute.

Mit der Befreiung Europas von Hitler lies sich der Faschismus allerdings nicht gänzlich besiegen. Im Gegenteil. Die faschistische Ideologie ist nie verschwunden und findet sich heute in großen und strukturierten Netzwerken wieder, die teilweise im Staatsdienst stehen. Zu nennen ist in dieser Hinsicht ein Lehrer, der in der rechtsterroristischen Gruppe Nordkreuz aktiv war, die Teil des faschistischen Hannibalnetzwerks ist und sich ganz konkret auf den Tag einer faschistischen Machtübernahme vorbereitete. Oder ein Polizeibeamter in der Gruppe S, die Mordanschläge auf politische GegnerInnen und MuslimInnen plante. Oder das Netzwerk rechter Elitekämpfer um das KSK. Wie wir beim NSU-Komplex gesehen haben, spielten der Verfassungsschutz und der Staatsapparat auch bei diesen Netzwerken die Rolle des Unterstützers oder Vertuschers. Zuletzt ließen uns die Waffenfunde in Österreich, die für eine rechtsextreme Miliz gedacht waren, erschauern. Diese Auflistungen machen deutlich, dass die faschistische Ideologie nicht mit der gerichtlichen Verurteilung oder dem Tod von rechten Attentätern, wie denen in Halle, Hanau oder Kassel verschwindet. Denn all das sind keine Einzelfälle. Es handelt sich um eine Ideologie, die tief im Staat und seinen Institutionen verwurzelt ist – und mal mehr oder weniger sichtbar in der Gestalt von PolitikerInnen oder Parteien zum Ausdruck gebracht wird.

Es wird also deutlich, dass wir den antifaschistischen Selbstschutz heute schon aufbauen müssen. Als Gruppen und Personen, die einen politischen Anspruch formulieren, sowie eine revolutionäre Praxis anstreben, sind wir die ideologischen Erben von bisherigen freiheitlichen und politischen Widerstandsbewegungen gegen den Faschismus. Wir müssen uns und die Gesellschaft von unten organisieren und andere Werte entwickeln, die der faschistischen Ideologie entgegenstehen. Als Teil der Unterdrückten müssen wir unseren Mitmenschen klar machen das der Faschismus keine Lösung ihrer Probleme darstellt, sondern im Gegenteil ein Teil des Klassenkampfes von Oben ist und uns noch weiter spalten soll. Ein freies Leben wird uns nicht geschenkt. Und eine freie Gesellschaft entsteht nicht von allein. Wir müssen dafür kämpfen.


Auf die Straße gegen Faschismus
Kein Vergeben, kein Vergessen
Proletarische Autonomie aufbauen!

Allgemein Aufruf zur Demonstration: http://de.indymedia.org/node/123639