Revolutionärer Aufruf zur Lenin-Liebknecht-Luxemburg Demonstration 2018

Der Aufstieg des Faschismus in Deutschland scheint ungebremst. Vorallem
mit dem Einzug der „Alternative für Deutschland“ ist das faschistische
Potential nun auch bundesweit als drittstärkste politische Kraft im
Parlament vertreten. Die jahrzehntelange von deutschen Geheimdiensten
unterstützte Aufbauarbeit rechter Strukturen trägt vor allem in
Ostdeutschland massiv Früchte. Die Eroberung ganzer Landstriche als
sogenannte „National befreite Zonen“ werden Realität. Auch die Existenz
bewaffneter rechtsterroristischer Strukturen, Anschläge, Morde wie durch
den NSU kann heute weder der imperialistische Staatsapparat, noch die
Sozialdemokratie verleugnen.
Ganz im Gegenteil, sie nützen ihnen im Kampf gegen links und für den
Abbau von demokratischen Rechten. Der Ausbau des Überwachungs- und
Repressionsapparats läuft ungebremst.

„Also nicht zur Gewalt und nicht zum Blutvergießen rufen wir das
Proletariat auf; aber wir rufen es auf zu revolutionärer Tatbereitschaft
und zur Entfaltung all seiner Energie, auf dass es den Neubau der Welt
in seine Hände nehme.“
Karl Liebknecht, 23. Dezember 1918

99 Jahre nach der Ermordung der kommunistischen Vorbilder Karl
Liebknecht und Rosa Luxemburg durch faschistische Freikorps gilt es das
Fortschreiten der faschistischen Kräfte heute auf allen Ebenen
aufzuhalten und seinen Einfluss auf die Massen zurück zuschlagen. So
steht heute die Aufgabe der Entwicklung und Umsetzung einer
schlagkräftigen antifaschistischen Strategie vor uns. Dabei muss sich
dieser Kampf einordnen in den übergeordneten Kampf zwischen dem
unterdrückten Proletariat und den Herrschenden. Das heißt konkret: Unser
Kampf gegen den Faschismus ist ein Teil unserer revolutionären Strategie
zur Überwindung des Kapitalismus und der Errichtung und Verteidigung
einer sozialistischen Gesellschaft. Darum müssen wir den Kampf gegen die
Faschisten überall dort führen, wo die Widersprüche des kapitalistischen
Systems aufeinandertreffen. In den Vierteln und Betrieben, in den
Schulen und Universitäten, an allen Orten des kollektiven Lebens und
Arbeitens müssen wir eine klassenkämpferische Massenarbeit entwickeln,
um den Einfluss der Faschisten zurück zuschlagen und eine revolutionäre
Perspektive für alle unterdrückten ArbeiterInnen, Jugendlichen, Frauen
und MigrantInnen aufzubauen.

„Der Spartakusbund wird nie anders die Regierungsgewalt übernehmen als
durch den klaren unzweideutigen Willen der großen Mehrheit der
proletarischen Masse in Deutschland, nie anders als kraft ihrer
bewussten Zustimmung zu den Ansichten, Zielen und Kampfmethoden des
Spartakusbundes.“
Rosa Luxemburg, 14. Dezember 1918

Vor 100. Jahren brachte die Novemberrevolution das imperialistische
Deutschland ins Wanken. Karl und Rosa standen an der Spitze dieser
Bewegung die ob ihrer massenhaften Beteiligung noch nicht genügend
zielbewusst und organisiert war für eine sozialistische Revolution.
Nicht der Sturz der Regierung durch eine kleine Gruppe wird dieses
ausbeuterische und mörderische System stürzen, sondern die kollektive
Macht der proletarischen Klasse und der unterdrückten Massen. Die
Entwicklung einer revolutionären und klassenkämpferischen Massenarbeit
wird heute den Grundstein für den Aufbau einer revolutionären Gegenmacht
der ArbeiterInnenklasse und ihrer Verbündeten schaffen. Der Sturz des
kapitalistischen Systems und die Überwindung der Ausbeutung des Menschen
durch den Menschen sind keine Selbstläufer, sondern Produkt des
organisierten Kampfes. Die Politisierung und Aktivierung der
unterdrückten Massen für den Kampf für ihre eigenen Interessen sind der
Ansatzpunkt für die Organisierung der Klasse für sich. Nehmen wir die
Sache also selbst in die Hand!

Unsere Antwort auf die fortschreitende Faschisierung des Staates:
Als Klasse organisiert kämpfen!
Revolutionäre Gegenmacht aufbauen!
Kapitalismus zerschlagen!

Auf zum revolutionären Block auf der LLL-Demonstration am 14.Januar 2018!

Aufrufende Organisationen (Stand 01. Dezember):

Kommunistische Jugend
Kommunistischer Aufbau
Proletarische Autonomie Magdeburg
Rote Wende Leipzig
Trotz Alledem
West Antifa Connection

Kundgebung 3.Oktober: Gemeinsam gegen Mietwucher und soziale Verdrängung – Den täglichen Widerstand organisieren!

GEMEINSAM GEGEN MIETWUCHER UND SOZIALE VERDRÄNGUNG

DEN TÄGLICHEN WIDERSTAND ORGANISIEREN

Stadtfeld, mit seiner Nähe zur Innenstadt, boomt. Seit Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre wird saniert und neugebaut, was das Zeug hält. So schön dass optisch oder bezogen auf die Wohnqualität auch sein mag, so problematisch entwickelt sich die Situation für Menschen, deren Einkommen mit den steigenden Mieten nicht mehr mitkommt. Ob mensch schon über Jahre hier wohnt und seinen Lebensmittelpunkt im Viertel hat, findet in der Rechnung der Profiteure dieser Umgestaltungen keinen Platz.

Als das Bild Stadtfelds noch von grauen Fassaden und baufälligen Häusern geprägt war, hielt sich das Interesse zahlungskräftiger Mieter eher in Grenzen. Niemandem, mit entsprechenden finanziellen Voraussetzungen, wäre in den Sinn gekommen sich hier einzumieten. So war der Kiez also überwiegend von proletarischen Menschen bewohnt.

Wahrscheinlich aufgrund des übermäßigen Leerstandes wurde das Viertel auch zum Treffpunkt und Lebensraum der Magdeburger Punk und Autonomen Szene. Eben dieser Konzentration von Menschen welche eine Alternative zum kapitalistischen Lebensmodell suchten, oder unter der Ausbeutung in diesem System zu leiden hatten, ist es zu verdanken, dass den oben schon erwähnten Prozessen der Verdrängung vielseitiger Widerstand entgegengebracht wurde. So wurde z.B. regelmäßig der Olvenstädter Platz besetzt um gewissen Forderungen der Stadt gegenüber Nachdruck zu verleihen. Außerdem existierten eine Vielzahl an schwarz bezogenen Wohnungen und besetzten Häusern.

Auch wenn die Menge an selbstverwalteten oder besetzten Häusern mit den 2000er Jahren stark zurückgegangen ist, kann von einer Kontinuität im Bestreben solche Plätze zu schaffen bzw. zu erhalten, gesprochen werden. Erwähnenswert ist hier z.B. das Ulrike Meinhof Haus auf der Großen Diesdorfer Straße, der Infoladen in der Alexander Puschkin Straße oder das AJZ (Arbeiter und Jugend Zentrum) Alex in der Pestalozzistraße (siehe hierzu auch die Broschüre „27 Jahre Klassenkampf im Kiez/Stadtfeld bleibt widerständig“). Gemeinsam haben diese drei Projekte dass sie Orte sind oder waren, an denen Menschen sich unabhängig von ihrer sozialen Herkunft treffen, austauschen und im Fall des Ulrike Meinhof Hauses sogar zusammen leben/wohnen konnten. Wieso ist das so wichtig und warum ist es Teil des Widerstandes gegen die Verdrängung aus unserem Viertel?

Innerhalb unseres jetzigen Gesellschaftssystem (dem Kapitalismus) sind wir die Unterdrückten permanent den Angriffen der herrschenden Klasse / Elite ausgesetzt. Auf unsere Situation hier im Viertel bezogen bedeutet das, dass wir der Willkür und Profitgier einiger weniger Spekulanten und Bossen ausgesetzt sind die mit unserem Menschenrecht auf Wohnraum Profit machen. Diese Kapitalisten verstehen es sich zusammen mit dem Staat eine Lobby aufzubauen um ihre Herrschafts- und Profitansprüche zu verteidigen. Entsprechende Gesetzesänderungen zu Ungunsten der MieterInnen zeugen von diesem Treiben. Konkret heist das für uns in Stadtfeld: Die Mieten steigen, Mietshäuser werden aufgekauft und unter fadenscheinigen Begründungen wie Eigenbedarf entmietet. Luxuswohnungen und Lofts wie an den Schlachthöfen entstehen und StadtfelderInnen die Jahrzehnte im Viertel wohnhaft waren, werden durch die „Kultivierung“ und kapitalistische Neugestaltung vertrieben.

Die eingangs beschriebenen selbstverwalteten Projekte, welche die Selbstorganisierung und das Zusammenkommen unserer Klasse fördern und propagieren, sind für uns ein Anlaufpunkt und ein Beginn des Widerstandes gegen die beschriebenen Zustände. Effektiven Widerstand können wir allerdings nur gemeinsam leisten. So wie Spekulanten und Miethaie sich eine Interessenvertretung schaffen, müssen auch wir uns zusammentun, um für unsere Interessen einzutreten.

Unser Anliegen muss daher sein: Die Oma und den Opa deren Rente kaum zum Leben reicht, den Jugendlichen der Arbeitslos ist oder im Betrieb ausgebeutet wird, als auch die Familie die 50% ihres Einkommens für die Miete aufwenden muss an einen Tisch zu bekommen. Die Probleme die wir gemeinsam haben, können nur gemeinsam gelöst werden. Nämlich durch eine Organisierung von Unten. Zusammen mit allen Beteiligten und auf Augenhöhe, muss den Angriffen gegen uns geschlossen entgegengetreten werden. Mit einer Stimme sollten wir gegen die Fremdbestimmung unseres Lebens, durch die kapitalistische Verwertungslogik anschreien.

Deshalb rufen wir, wie schon in den letzten zwei Jahren, dazu auf am 3.10.2017 zusammen auf die Straße zu gehen. Um uns zu vernetzen, zu diskutieren und den öffentlichen Raum als Ort unseres Protestes gegen nicht mehr zahlbare Mieten und die anhaltende Verdrängung aus unserem Kiez zu besetzen.

In diesem Sinne, kommt alle am Dinstag den 3.10.2017, um 14:00 Uhr, auf den Schellheimer Platz!

Kein Tag ohne (soziale) Freiräume!

Mieten runter, Löhne rauf!

Klassenkämpfe im Viertel organisieren!

27 Jahre Klassenkampf im Kiez – Stadtfeld bleibt widerständig!

Bevor wir so richtig ins Thema einsteigen, werden wir einige wenige Worte über die Wohnungspolitik der DDR verlieren, um so die Entwicklung Stadtfelds ab 1990 besser verstehen zu können.

Die DDR setzte in ihrer Wohnungspolitik aus Kosten- und Effektivitätsgründen vorrangig auf den Bau von Neubauten, wodurch die Altbauten vernachlässigt wurden. Dies wiederum führte dazu, dass die Altbauviertel in keinem sonderlich guten Zustand waren. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass das „Instandbesetzen“ von Altbauwohnungen in der DDR nicht illegalisiert wurde. Das hieß, wenn mensch eine leer stehende Altbauwohnung eigenständig bezog und in Eigenregie sanierte bzw. Instand setzte, konnte mensch diese legalisieren. Bei aller Kritik an der DDR, wurde Wohnen dort als Grundbedürfnis betrachtet und war entsprechend wie die Grundnahrungsmittel sehr günstig. Die Miete einer 3- Raumwohnung bewegte sich im Neubau bei um die 70 (Ost-)Mark, im Altbau sogar bei nur ungefähr 30 Mark (bei einem Durchschnittsgehalt/Lohn von 1000 Mark). Einzelne „instandbesetzte“ Wohnungen gab es also schon zu DDR- Zeiten und dies auch in Stadtfeld.

Diese hier beschriebenen sozialen Verhältnisse änderten sich nach der Einführung der Diktatur der Banken und Konzerne im ehemaligen Ostblock, bzw. dem (vorübergehenden!!!) Siegeszug des Imperialismus natürlich gravierend. Was 1989 als antiautoritäre Proteste gegen die repressive Seite der DDR begann, führte leider nicht zu einer Weiterentwicklung dieser, sondern endete ja bekanntlich in der Annexion der DDR durch das westdeutsche Kapital und dessen Staat BRD. Das sogenannte Volkseigentum wurde durch die Imperialisten mit Hilfe der Treuhand verschachert, einverleibt usw., was im Osten zu Deindustrialisierung und damit einhergehenden sozialen Grausamkeiten führte. (Wofür der Chef der Treuhand in Übrigen von einem Kommando der RAF erschossen wurde.)

Auch die Häuser und Wohnungen, im Kapitalistensprech Immobilien, wurden an die (westdeutschen) „Besitzer“ von vor 1949 (Gründung der DDR) „zurückgeführt“ bzw. verramscht.

Entwicklung Stadtfelds zu einem linken Bezirk Anfang der Neunziger

Als Anfang der 1990er die BRD im Osten die Wirtschaft und auch den Wohnungsmarkt von Staatseigentum in Privatbesitz umwandelte, entstanden in den ersten Jahren kurzzeitig gute Bedingungen für autonome proletarische Initiativen in den Altbauviertel der ehemaligen DDR, so auch in Stadtfeld. Viele Häuser und Wohnungen standen leer- in sehr vielen Fällen waren die Eigentumsverhältnisse der Immobilien noch ungeklärt. Hinzu kam, dass die Repressionsorgane im Osten der Republik noch nicht auf der Höhe waren und mit vielen für sie neuen Phänomenen, wie z.B. (auf einmal verbotenen) Hausbesetzungen (aber auch „banden mäßig organisierte“ Enteignung u.ä.) nur schwerfällig zu Recht kamen. Ehemalige „Volkspolizisten“, neue Staatsanwälte, Richter usw. mussten sich erst in die neue Gesetzeslage „einarbeiten“ und trauten sich anfangs weniger „durch zu greifen“. Für einige dürfte auch unklar gewesen sein ob und wie Ihr Berufsleben in dem „neuen Staat“ eine Fortsetzung findet. Diese Bedingungen gaben unserer Klasse gewisse Möglichkeiten.

Den bis hier beschriebenen Verhältnissen entsprechend waren die Altbauviertel der ehemaligen DDR, wie Stadtfeld Anfang der 1990er Wohnort der Unterschichten- (ungelernte) ArbeiterInnen, Arbeitslose, MigrantInnen, Punks usw. Die billigen Mieten und der vorhandene Leerstand ganzer Häuser zog zusätzlich eine linksradikale und antifaschistische Bewegung an, die sich in Stadtfeld festsetzte und hier eine sozialrevolutionäre Kultur und Praxis entfaltete. In dieser Zeit entwickelte sich der Stadtteil auch zur „No-Go-Area“ für Nazis, bis heute. Die Faschisten wurden/ werden hier direkt körperlich konfrontiert und verjagt. Fast täglich kam es zu kleineren und größeren Zusammenstößen, wobei einige Straßenschlachten mit Faschisten und der Staatsgewalt bis heute legendär sind. Zu nennen wären da z.B. der Angriff von Faschisten auf ein besetztes Haus in der Arndstraße ,im Jahr 1992, welcher mit Steinen, Mollies u.ä. zurückgeschlagen wurde, der Angriff von Nazis auf die Raabestr. 20, der einige der Angreifer direkt ins Krankenhaus beförderte, die Straßenschlacht mit Nazihools vor der (Diesdorferstr.) 208. Diese Aufzählung ließe sich beliebig lang fortsetzen, einfach weil die Auseinandersetzung eine alltägliche war. Die Hauptlast dieser Selbstschutzpraxis im Kiez wurde zu dieser Zeit von den Punks getragen, wobei auch Autonome und andere antifaschistische Subkulturen ihren Anteil daran hatten und Stadtfeld mit zu dem gemacht haben was es heute ist- NAZIFREI!!! Die besetzten Häuser und linken Hausprojekte waren und sind dabei, neben den Olvenstedter Platz, dem damaligen Treffpunkt der Punks, Ausgangspunkte des Widerstands.

Unser Kiez war also Anfang der 1990er ein unterschichtsdominierter Stadtteil, der im Laufe der 90er immer stärker linksradikal und linksalternativ geprägt wurde. Es entstanden dutzende besetzte und legal erkämpfte Hausprojekte, schwarz bezogene Wohnungen u.s.w., welche regelmäßig durch die Staatsmacht geräumt wurden, worauf wiederum neue entstanden (siehe dazu Chronik der besetzten Häuser). Auch eine Vielfalt an linksradikalen Gruppen gingen aus Stadtfeld hervor.

Die Gründe hier Häuser zu besetzen waren also von Anfang an sowohl politischer als auch sozialer Natur. Die Einen hatten schlicht keine Kohle für Miete, die Anderen sahen aus politischen Gründen nicht ein, irgendwelchen Miethaien ihren Lohn/ ihre Stütze in den Hals zu schmeißen. Und natürlich traf auf die Meisten beides zu.

Der Klassenkampf von oben intensiviert sich ab Mitte der 1990 im Kiez

Mitte der 1990er dreht sich der Wind- der Klassenkampf von oben intensiviert sich nun auch im Viertel. Die Verfolgungsbehörden haben sich jetzt auch im Osten des neuen Großdeutschlands eingespielt und laufen auf repressivem „Normalbetrieb“ der BRD. Die ehemaligen Staatsbetriebe sind verscheuert und die Eigentumsverhältnisse der Häuser weitgehend geklärt. So ist das auch in unserem Kiez. Hinzu kommt noch, dass Stadtfeld direkt an die Innenstadt grenzt und somit für das Kapital besonders interessant ist. Höhere Mieten- höhere Profitmöglichkeiten. Die Innenstädte sind im Kapitalismus ja bekanntlich als Konsummeilen konzipiert und als Wohnorte, (fast ausschließlich) der Mittel- und Oberschicht vorbehalten. Damit verbunden sind Verdrängungsprozesse der alteingesessenen proletarischen Bevölkerungsteile in die „Ghettos“ am Stadtrand (z.B. Olvenstedt, Nord, Reform…). Diese vollziehen sich im Zuge der von den Immobilienhaien forcierte sogenannte „Aufwertung“ (Sanierung) und den damit verbundenen Mieterhöhungen. In späteren Jahren kommt noch der großflächigen Abriß ehemaligen „Volkseigentums“ in den erwähnten Neubaugebieten hinzu. Durch diesen massiven Abbau Tausender bezahlbarer (Sozial-)Wohnungen werden die Mietpreise in Magdeburg zu Gunsten der Immobilienwirtschaft stabilisiert bzw. erhöht. Und nicht nur die großen Bauriesen und Immobilienfirmen wittern hier das große Geschäft.

Zum Beispiel hat dass Land-Sachsen, wie andere neue Bundesländer die Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau überwiegend an „Häuslebauer“ heraus gegeben. So hatte der Freistaat Sachsen von den 90 Millionen Euro, die er 2016 aus dem Sozialwohnungstopf des Bundes erhalten hatte, etwa 70 Prozent für die Förderung des Eigenheimbaus ausgegeben. Wir sind uns sicher das es in Sachsen-Anhalt oder anderen „neuen“ Bundesländern nicht anders aussieht

Auch die (hauptsächlich westdeutsche) Mittelschicht entdeckt den Wohnraum im Osten als lukrative Altersvorsorge für sich. Viele Wohnungen und Häuser auch in Stadtfeld gehören heute ihnen und werden von regionalen Hausverwaltungen zu unverschämten Preisen für sie vermietet.

Die (Luxus-)Sanierung unseres einst sehr proletarischen Viertels beginnt zu dieser Zeit- die Mieten steigen explosionsartig (z.T. um mehrere Hundert Prozent). In diesem Prozess werden die besetzten Häuser und die schwarz bezogenen Buden nach und nach durch die Bullerei geräumt. In weniger als 10 Jahren wird Stadtfeld zu einem mittelschichtsgeprägten und überdurchschnittlich teuren Stadtteil.

Natürlich vollzieht sich das ganze nicht ohne Widerstand. Häufig eingesetzte Mittel sind dabei Graffities und Farbbomben gegen sanierte Häuserfassaden, sowie Neubesetzungen. Häufig folgten Häuserräumungen, Demonstrationen und ähnliches. So wurden auch die legalen Wohn- und Kulturprojekte, wie die ehemalige U8 (Uhlandstr. 8) und das Heizhaus durch massive Straßenpraxis, wie z.B. tägliche Straßenblockaden durchgesetzt. Bei beiden Projekten wollte sich die Stadt mehr Ruhe auf Stadtfelds Straßen „erkaufen“. Das selbe galt auch für die Raabestr.20.

Schwerpunkt der politischen Arbeit der linksradikalen Gruppen lag jedoch, bedingt durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, wie im vorigen Absatz beschrieben beim Antifaschismus.

Allerdings ist anzumerken, dass die Widerstandsbewegung in 108 die Dimension des Angriffs von oben zu spät realisierte. Zu beginn der Sanierungswelle Anfang/ Mitte der 1990er wäre die „Yuppisieung“ unseres Viertels durch ganz massiven Widerstand eventuell zu verhindern gewesen. Zum Ende der 90er gab es in Stadtfeld keine besetzten Häuser mehr. Als Anlaufpunkt der linken und subkulturellen Szene blieb nur das Heizhaus übrig, welches bis heute mehr wie ein soziales und kulturelles Zentrum als ein „Jugendclub“ funktioniert.

Dies änderte sich im Jahr 2000 durch die Besetzung eines Gebäudekomplexes in der Gr. Diesdorfer Straße 15.

2000er oder das Ulrike- Meinhof- Haus und der Kampf ums Viertel

Im Frühjahr 2000 besetzten ein gutes Dutzend AktivistInnen des „Autonomen Zusammenschlusz (AZ)“ das Hinterhaus der Diesdorferstr. 15. Das von den BesetzerInnen „Ulrike Meinhof- Haus“ getaufte Objekt war von Anfang an als ein sozialrevolutionäres Projekt konzipiert, welches den Stadtteilkampf im Viertel vorantreiben sollte. Die Besetzung wurde als Enteignung leerstehenden Wohnraums und deren Vergesellschaftung durch die NutzerInnen verstanden. Das von der Bewegung liebevoll „Ulrike“ genannte Haus begriff sich also als Teil des Klassenkampfes: „Wir und unsere Klasse sind in Permanenz dem Klassenkampf von oben ausgesetzt in Form von Mietwucher und Verdrängung der Bevölkerungsteile ohne viel Kohle aus Stadtfeld. Unsere Antwort heißt Widerstand und Klassenkampf von unten- Mieten drücken, Häuser besetzen, Enteignungen von Lebensmitteln, Nulltarif, Angriffe auf Besitz und Symbole der Mittel- und Oberschicht!“

Die „Ulrike“ entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt der Widerstandbewegung in Stadtfeld, Magdeburg und darüber hinaus. Das Projekt wuchs schnell an und im selben Jahr wurde dann auch das Vorderhaus mit besetzt. Das Haus war Wohnort für bis zu 35 Personen und wurde Ausgangspunkt für vielfältige sozialrevolutionäre Initiativen, von Demonstrationen und Kundgebungen, über Briefkastenverteilungen (mehreren Tausend jeden Monat), bis hin zu militanten Aktivitäten uvm. Mit der Zeit entstanden in der „Ulrike“ ein/e Cafe/ Kneipe, ein Umsonstladen, Versammlungsräume, ein Infoladen und mehr. Es fanden wöchentlich Veranstaltungen und Konzerte statt, zeitweilig wurden täglich Volxküchen organisiert.

Das Überleben wurde von den BewohnerInnen versucht kollektiv zu organisieren. Dazu gehörte das gemeinschaftliche „Klauen gehen“ in Supermärkten (nicht in kleinen Läden!), das gemeinsame Besorgen „kostenloser“ Kohle, Holz und anderer Brennstoffe für die Winter, das Organisieren antifaschistischer Patrouillen usw.

Während der fast dreijährigen Besetzung des „Ulrike Meinhof- Hauses“ wurden mehrere größere Angriffe von Bullen und Faschisten erfolgreich zurückgeschlagen und der Kampf gegen „Gentrifizierung“ (soziale Verdrängung) zu einem Dauerthema der Stadtfelder/ Magdeburger Widerstandsbewegung gemacht.

Die Entstehung der „Ulrike“ rief natürlich sehr schnell die Staatsgewalt auf den Plan. Die dynamischen Prozesse rund um das Hausprojekt sollten durch die dann folgenden Repressionsschläge gebrochen werden. Die Gruppe „Autonomer Zusammenschlusz“, wie oben erwähnt ein untrennbarer Teil des Hausprojektes, galt dem Verfassungsschutz ab 2000 als aktivste linksradikale Gruppe in Sachsen- Anhalt. Im Jahr darauf ermittelte das LKA (Landeskriminalamt)unter verschiedenen Vorwänden. Im Jahr 2002 schlägt dann das BKA (Bundeskriminalamt) mit der Terrorismus- Keule (§129a Gründung einer terroristischen Vereinigung im Inland) gegen die Gruppe zu.

Im Zuge der Repressionsschläge wurde im September 2002 die „Ulrike“ von mehren Hundertschaften geräumt und 24 Stunden (nachts mit riesigen Scheinwerfern ausgeleuchtet) mit hohen technischen und personellen Aufwand durchsucht. Dieses Vorgehen rief auch in der Nachbarschaft Empörung und erheblichen Widerstand seitens der Stadtfelder Bewegung hervor. Der Räumung folgten Demonstrationen, Kundgebungen, Straßenblockaden, Versuchte Neubesetzungen, militante Aktionen und vieles mehr. Die ehemalige „Ulrike“ ist bis heute nicht frei von Graffitis und Farbeiern. Dieser Kampf zog sich mehrere Monate bis zur Verhaftung 3 ehemaliger Besetzer nach §129a (Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung) im November 2002. In Folge dieser massiven Repression war die Stadtfelder/ Magdeburger Widerstandsbewegung mehrere Jahre gezwungen sich auf die Antirepressionsarbeit und die Unterstützung der Gefangenen zu konzentrieren, woraus später das „Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen- Magdeburg“ entstand. In dieser Zeit schlief der Abwehrkampf gegen die Aufwertung des Viertels weitestgehend ein.

Erst in den Jahren 2007/ 2008 nehmen sozialrevolutionäre Gruppen wie „Zusammen Kämpfen“, das „Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen“, die lokale Struktur der Kommunistische Partei (DKP) und andere den Klassenkampf im Stadtteil in organisierter Form wieder auf.

Der Stand der Dinge? la lotta continua!- Soziales Zentrum/ Infoladen bleibt!

Auch in den letzten 10 Jahren hat sich das Kräfteverhältnis im Kiez zu Ungunsten der einfachen ArbeiterInnen und Arbeitslosen verschoben. Es ist „schick“ in Stadtfeld zu wohnen und dies zieht das entsprechende, zahlungskräftige Klientel an. Neue Luxusbauten, wie am Schlachthof sprießen aus dem Boden während es unserer Klasse immer schwerer fällt im Viertel bezahlbaren Wohnraum zu bekommen, der nicht die Hälfte und mehr des Lohn auffrisst. Eine völlige Aufwertung ist dem Immobilienkapital dennoch nicht gelungen und dies aus hauptsächlich den folgenden drei Gründen:

  1. Besteht nicht die Nachfrage nach der Masse an Luxuswohnraum in Magdeburg. Zumal es auch andere „attraktive“ Gegenden für solche Wohnungen z.B. an der Elbe gibt.

  2. Wurden viele Häuser sehr schlecht saniert, so dass in diesen z.B. der Schimmel vermehrt wieder zum Vorschein kam, oder wie im März 2014 in der Immermannstraße eine ganze Feuertreppe, auf der sich Menschen aufhielten abstürzten, was bei den betroffenen schwerste Verletzungen hervorrief. In einigen dieser Häuser sind die Mieten also wieder erschwinglicher.

  3. Haben sich die Radikale Linke, Punks und andere alteingesessene Teile unserer Klasse hier hartnäckig gehalten.

Nach wie vor sind die große Mehrheit der BewohnerInnen Stadtfelds normale ArbeiterInnen, StudentInnen, Arbeitslose und so weiter, auch wenn die privilegierteren Schichten das Bild hier stark mit prägen. So reißt der Widerstand in Stadtfeld einfach nicht ab. Immer wieder bringt der Kiez Ansätze autonomer proletarischer Organisierungen hervor wie „Zusammen Kämpfen“, eine lokale Struktur der Kommunistischen Partei (DKP) oder „Proletarische Autonomie“. Gruppen die den Stadtteil als Schwerpunkt ihrer Praxis verstehen und die steigenden Mieten und die Verdrängung sozial schwacher Bevölkerungsteile thematisieren, Gruppen die für eine klassenlose und herrschaftsfreie Gesellschaft kämpfen. So fanden die meisten Demonstrationen und Kundgebungen, wie der revolutionäre 1. Mai oder die „Mieten runter- Löhne rauf“- Demos am 3. Oktober, im Stadtteil statt oder endeten hier. Seit vielen Jahren organisieren verschiedene autonome, anarchistische und kommunistische Initiativen das „Stadtfeld Sommerfest“, Fußballturniere unter verschiedenen Mottos, verteilen tausende von Flugblättern zu verschiedenen Themen in den Briefkästen usw. Im Jahr 2016 kommt es zu dem Versuch, neben dem Heizhaus und dem Infoladen ein weiteres soziales Zentrum, das „ArbeiterInnen und Jugendzentrum Alex“ aufzubauen. Dieser scheitert allerdings auf Grund von Intervention der Repressionsorgane.

Ein wichtiger Ausdruck sozialrevolutionärer Politik in Stadtfeld in den letzten 10 Jahre war Aufbau und Erhalt des sozialen Zentrums in der A.- Puschkinstr. 20. Dieses Projekt entstand 2008 mit der Eröffnung des Infoladens, einer zu einem symbolischen Preis angemieteten Ladenfläche, welche in Eigenregie saniert wurde. Später wurden im selben Gebäude 2 leer stehende Wohnungen, sowie der Dachboden besetzt. In den besetzten Räumlichkeiten wurden eine Werkstatt, Wohnraum für Obdachlose, sowie ein großer Sportraum mit vielen Geräten zur kostenlosen Nutzung eingerichtet. Gerade die sozialen Selbsthilfeprojekte, wie der Sportraum, die wöchentliche Volxküche, das Sonntagsfrühstück und die Rechtsberatung werden bis heute von vielen wahrgenommen. Im Infoladen wurden und werden bis heute dutzende politische und kulturelle Veranstaltungen organisierten. Sowohl für linke Gruppen als auch für proletarische Jugendliche ist das Haus sozialer Treffpunkt und politische Heimat geworden. Das Projekt hat mittlerweile mehrere Faschoangriffe und 3 große Razzien bzw. Überfälle der Repressionsorgane erlebt. Am 14. Januar 2012 zum Beispiel, dem Tag des jährlichen Naziaufmarsch fungierte der Infoladen als Anlauf- und Informationspunkt für AntifaschistInnen in der Stadt. Als es zu willkürlichen Übergriffen und Festnahmen seitens der Bullen vor dem Haus kam, setzten sich die NutzerInnen und anwesenden AntifaschistInnen so massiv zur Wehr, dass die eingesetzte Hundertschaft anständig etwas ab bekam und sich zurück ziehen musste. Was folgte war eine fast 10 Stundenlange Belagerung des Sozialen Zentrums und des Stadtteils durch mehrere Hundertschaften inklusive zwei Räumpanzern. Im Nachgang wurde von der überwiegenden Mehrheit der Nachbarn Unverständnis bis Ablehnung für den Polizeieinsatz, gegenüber den Hausbewohnerinnen deutlich gemacht Den Bullen ist es in diesem Falle bis zum freiwilligen Verlassen der GenossInnen nicht gelungen in das Haus einzudringen.

Im Jahr 2013 wird das Haus an Miethaie in Berlin verkauft. Diese haben vor das Objekt „auf zu werten“ und danach sehr viel teurer und an zahlungskräftige, neue MieterInnen zu verscheuern. Als erstes werden Hausflur und Fassade schlecht und unter ausbeuterischen Bedingungen für die vornehmlich aus Osteuropa stammenden Arbeiter saniert, dann folgen der Dachboden und die davor besetzten Wohnungen. Die Mieten der beiden sanierten Wohnungen liegen heute fast doppelt so hoch, wie vor der Sanierung. Der Raum im sozialen Zentrum ist also schon enger geworden. Sowohl die Wohnung für Obdachlose, als auch die Werkstatt sind verloren. Dennoch lief es für die neuen Besitzer nicht wie Gewünscht. Außenfassade und Hausflur werden regelmäßig „abgewertet“ und der Dachboden wird immer wieder für die NutzerInnen zulänglich gemacht. Bei den neuen Vermietern dürfte sich die Einsicht durchgesetzt haben, dass mit dem Haus vorerst nicht das dicke Geschäft zu machen ist. Dies erklärt den dritten Vermieter wechsel in 3 Jahren, diesmal an einen Herren aus Wien. Im März 2018 läuft der Mietvertrag für den Infoladen aus. Natürlich werden wir versuchen ihn zu verlängern. Sollte uns dies nicht gelingen steht es für uns außer Frage, dass wir als NutzerInnen den Laden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen werden. Das ist für uns nicht verhandelbar: Infoladen bleibt! Wir bleiben alle! Stadtfeld bleibt proletarisch!

Wir sind davon Überzeugt das wir nicht nur unsere bereits erkämpfen Erfolgen im Stadtteil halten können, nein wir denken sogar das wir mit vereinten Anstrengungen große Teile des Kiezes zurückgewinnen können. Die unvereinbaren Interessen der Vermieter, Bosse, Bürokraten und Kapitalisten und uns als MieterInnen, Lohnabhängige, Arbeitslose also Unterdrückte können mit nichts weniger als der sozialen Revolution aufgelöst werden. Der Vermieter will den MieterInnen von Natur aus immer mehr abknöpfen genauso wie der Chef den Angestellten immer weniger bezahlen will was natürlich das genaue Gegenteil unserer Interessen ist. Durch ein Zusammenführen der verschiedensten Widerstandsformen können wir aber für uns als Klasse wieder Luft zum atmen erkämpfen. Dies bedeutet das wir uns nicht spalten lassen dürfen und unseren Kampf auf die Prinzipien der Selbstorganisation, Solidarität und des Widerstandes zielt.

Eines der Werkzeuge die wir gemeinsam entwickeln sollten, ist ein proletarischer Stadtteilrat in dem wir als Klasse gemeinsam unserer Problem analysieren können und daraus kollektiven Widerstand entwickeln.

Wir werden den Klassenkampf im Viertel in den kommenden Monaten intensiven. Unterstützt den Widerstand, beteiligt euch an den kommenden Aktivitäten und entfaltet eigene Initiativen!

Klassenbewusstsein entwickeln- Klassenkämpfe entfalten- Proletarische Autonomie erkämpfen!!!

Proletarische Autonomie- Magdeburg, Sommer 2017

(Unvollständige) Chronik besetzter und „legaler“ Häuser in Stadtfeld

1990:

– Besetzung des (ehemaligen Stasi-) Knast (damals „Hauptzentrale“ der Punks aus allen Stadtteilen)

1991/ 92:

– Immermanstr. 6 (hauptsächlich Punx)

  • Immermannstr. 31 (hauptsächlich Autonome)

  • Arndstr. (Punx)

1993:

  • Maxim Gorki Club beim Stadtbad (Frühling)

  • Hotel geheimer Rat; Ende Sommer nach 3 Monaten Räumung (ca. 10 Leute)

1994- 2.1.1995:

  • Friesenstr. 52 (wurde 1 mal Geräumt und wieder besetzt und am 2.1. endgültig geräumt)

1995:

  • Friesenstr. 35

  • U8 (Uhlandstr. 8) und Heizhaus (beide legal mit Verträgen) werden mit Strassendruck durchgesetzt

  • Gr. Diesdorferstr. 246, wurde 1996 geräumt

1996- 1997:

  • Friesenstr. 57 (ca. 10 Leute)

  • Friesenstr. 55

1997- 1998:

  • Raabestr. 20; wurde als Ausweichobjekt für die Friesenstr. 57 durchgesetzt und hatte legale Verträge (ca. 20 Leute)

  • Gellertstr. (legal angemietet)

1998- 2000

  • Villa (Gr. Diesdorferstr.) als Ausweichobjekt für Raabestr. 20

1998- 2002:

  • (Gr. Diesdorferstr.) 208; legal angemietet (ca. 20 Leute)

2000- 2002:

  • „Ulrike“ (Gr. Diesdorferstr. 15); siehe oben

2008- FÜR IMMER!

  • Soziales Zentrum/ Infoladen (A.- Puschkinstr. 20); siehe oben

2016:

  • ArbeiterInnen und Jugendzentrum „Alex“

Aufruf für die Antiknasttage in Berlin am 6. bis 8. Oktober 2017

Wir dokumentieren hier den Aufruf für die Antiknasttage 2017 und rufen alle auf sich zahlreich daran zu beteiligen!

 

Aufruf für die Antiknasttage in Berlin im Oktober 2017 (Jahr 33 nach orwellscher Zeitrechnung)

„Wir müssen mal über Knast reden!“

Bis 2015 wurden im deutschsprachigem Raum regelmäßig die Antiknasttage von Gruppen veranstaltet, die Knäste abschaffen wollen. Es war der Versuch dem Thema der Knäste, der Einsperrung und der sozialen Kontrolle einen Raum zu geben. Dies wurde von vielen Menschen und Gruppen als politisches Aufgabe vernachlässigt, versäumt bzw. ignoriert und wird es immer noch. Wir wollen die Tage dazu nutzen, um mit Menschen, die davon betroffen sind, zusammen zu kommen und das Thema Knast, in all seinen Facetten, wieder auf die Tagesordnung zu setzen.
Daher sollen sie dieses Jahr in Berlin wieder stattfinden, denn dieses Theam ist unerlässlich, wenn wir Herrschaft und Unterdrückung in Frage stellen, bzw abschaffen wollen.

In Zeiten wie diesen hat die Funktion der Knäste innerhalb der Gesellschaft nicht nachgelassen, sondern sie wird weiterentwickelt. Zeitgleich findet eine „humanere“ Art der Bestrafung und Überwachung (Fussfesseln, Kameras mit Gesichtserkennung, …) sowie eine Verschärfung dieser (Ausbau von Knästen, Masseninhaftierungen von Flüchtlingen, vermehrte Sicherheitsverwahrung, Unterbringung in Forensik und Psychiatrien, Integration der Knäste in die kapitalistische Produktion) statt.
Der Knast ist nicht nur ein Ort der Bestrafung, sondern die Zuspitzung der Gesellschaft, die nicht fähig ist, ihre hausgemachten Konflikte und Widersprüche zu lösen. Das Problem ist daher nicht nur der Knast an und für sich, sondern diese Welt, die die Bedingungen für deren Existenz und Notwendigkeiten ständig erschafft. Für viele ein dämonisierter Ort, obwohl gerade in Deutschland die meisten wegen Schulden sitzen. Dies ist eine Realität in die jeder Mensch sehr schnell reinrutscht. All das, was Menschen in den Knast bringt, sind gesellschaftliche Probleme, die dort drinnen nicht gelöst werden. Nach der Entlassung steht jeder wieder vor denselben Problemen (Armut, Arbeitlosigkeit, Ausgrenzung, Ausbeutung, etc).
Hauptziel der Knäste ist es einige Menschen dermaßen abzurichten, bis sie berechenbar sind, so dass sie nie was „strafbares“ machen werden, vor allem nie gegen das System, welches sie unterdrückt. Der Knast ist das Damoklesschwert, welches jeden Menschen daran erinnern soll, nicht ungehorsam, rebellisch, oder widerspenstig zu sein. Es funktioniert schon durch den Schatten der Angst, welchen der Knast wirft und erstickt daher, noch bevor dieser passiert, jeden Aufstand im Keim.

„Diejenigen, die man gewöhnliche Strafgefangene oder „Kriminelle“ nennt, sind eine Folge der Irrationalität und des widernatürlichen Charakters des kapitalistischen Systems. Sie kommen nicht aus purem Zufall in der Mehrzahl aus dem Proletariat. Sie haben versucht, dem Elend zu entkommen, zu dem sie das Kapital als solches verdankt hat, ohne sich weder gesellschaftlichen Verhältnissen noch Produktionsverhältnissen des Kapitals anzupassen.“ (Gefangener autonomer Gruppen in Spanien)

Die Einzige Freiheit die noch heute besteht, ist die der Auswahl zwischen einem Scheißjob und einem noch beschissenerem Job. Die Freiheit bei der Auswahl zwischen Produkten, die ein Mensch noch kaufen kann. Dies sind die Freiheiten in einem Leben im Kapitalismus und unter seiner Herrschaft.
Der Kampf für die Freiheit des Menschen ist nach wie vor ein Verbrechen, denn wir wollen diese Verhältnisse auf den Kopf stellen.

Um über dies und vieles mehr zu diskutieren, soll jeder Mensch und jede Gruppe sich eingeladen fühlen, der/die diese Probleme/Ansichten teilt und darüber diskutieren will, um Perspektiven und Kämpfe daraus zu erschaffen. Um auch dort Veranstaltungen zum Thema machen zu können.

 

http://antiknasttage2017.blogsport.eu/

PAM: Termine für den September

Nach unserer Sommerpause fangen wir im September wieder mit unseren Freitagsveranstaltungen an.

 

01.09. Gefangenenschreibtag: wir wollen unsere GenossInnen hinter Gittern nicht alleine lassen!

08.09. offenener Abend: die Gruppe Proletarische Autonomie stellt sich euren Fragen und stellt ihre Pläne für die nächste Zeit vor

15.09. Kino

22.09  Vortrag: Geschichte der Häuserkämpfe in Stadtfeld

28.09. WarmUp 3.10. : letzte Infos zu den diesjährigen Aktivitäten in Magdeburg zum 3.10.17

 

Alle Veranstaltungen finden in Infoladen-Stadtfeld (Alexander-Puschkin-Straße 20, 39108 Magdeburg) um 18.30uhr statt.

Überleben in der Braunzone – Interview mit der Gruppe “Proletarische Autonomie”

Reiseimpressionen und eine intensive Debatte über antifaschistischen Selbstschutz

Wir dokumentieren die Einführung eines Genossen:

Die Eindrücke meiner Untersuchungsreise in die südbrandenburgische Provinz sind vielfältig und verwirrend widersprüchlich. Die Aufgabe schien mir klar und einfach zu sein. Ich sollte im Gespräch mit den GenossInnen der ‘Proletarischen Autonomie'(1) herausfinden, wie in den 1990er Jahren mitten in der Braunzone eine revolutionäre Widerstandshochburg entstehen und bis heute gehalten werden konnte. Das Ergebnis war weit weniger eindeutig. Es passt nicht unbedingt in die üblichen Schemata der stark westdeutsch geprägten Politischen Widerstandsbewegung.

Die Eisheiligen dauerten dieses Jahr einen ganzen Monat von Mitte April bis Mitte Mai. Jetzt war es endlich warm geworden. Ich bin viel zu dick angezogen und schwitze. In Calau (Niederlausitz) muss ich umsteigen, sozusagen ein Bahnkonten im Nirgendwo. Die letzten 20 Kilometer Bahnfahrt führen durch unberührte Landschaften, außer einem einsamen Gehöft kann ich keine Spuren von Menschen entdecken. Wie vereinbart warten die GenossInnen am Bahnsteig. Nachdem wir uns gegenseitig identifiziert haben, ist die Begrüßung herzlich. Beim Infoladen(2) grüßen eine bunte Fassade und standesgemäß die schwarz-rote Fahne den Gast. Drinnen die erste Überraschung. Ich betrete keinen versifftes Zentrum, wie so oft im Westen. Hier ist aufgeräumt und geraucht werden darf nur vor dem Haus oder im Konzertkeller hinten. Die GenossInnen zeigen mir das Haus und wir kommen schnell in ein angeregtes Gespräch. Nach dem ersten Kaffee und der zweiten Kippe planen wir den Tag um. Es ist klar, dass wird nicht ein kurzes Interview werden, dafür gibt es viel zu viel zu reden. Am Ende werde ich nach Stunden zum Bahnhof rennen, um gerade noch den eingefahrenen Zug zu erwischen. Vor dem Einschlafen geht mir der Satz einer GenossIn durch den Kopf:

Wenn du als Revolutionär in einer national befreiten Zone lebst, macht es für deine Lebensrealität keinen Unterschied, ob die politische Staatsform noch eine bürgerliche Demokratie ist oder nicht. Das Niveau der Konfrontation wird davon bestimmt, dass du im Faschismus lebst!“

Finsterwalde – geografische Lage und revolutionäre Traditionen
KOMMUNISMUS: Finsterwalde ist eine Kleinstadt im südlichen Brandenburg an der Grenze zu Sachsen, grob gesagt auf halbem Weg zwischen Dresden und Berlin. Es gehört verwaltungstechnisch gesehen zwar zu Brandenburg. Politisch liegt Finsterwalde aber bereits in der national befreiten Zone Sachsen. Im einen Kilometer entfernten Nachbardorf Massen fanden von 1992 bis 2002 regelmäßig Nazikonzerte statt, organisiert u.a. vom führenden Kader des militanten Kameradschaftsspektrums Christian Worch. Anfang der 90er Jahre gab es hier sogar eines der größten bis dato stattgefundenen faschistischen Festivals mit mehr als 1.500 Besuchern und Szenegrößen wie der Band Screwdriver.(3) (6) Finsterwalde scheint auf den ersten Blick also keineswegs dafür geeignet zu sein, dass ausgerechnet dort eine bundesweit einmalige schwarz-rote Widerstandshochburg in der Braunzone entstehen kann. Und doch ist genau dies passiert. Um zu verstehen, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist, muss man sich mit den Besonderheiten der geografischen, sozialen und politischen Lage auseinandersetzen. Vielleicht fangt ihr mal damit an, etwas über eure Stadt zu erzählen?
Proletarische Autonomie: Wenn du die Entwicklung in Finsterwalde verstehen willst, spielen die geografische Lage und die Kontinuität eine große Rolle. Die nächsten Städte sind mit Berlin 120 km, Dresden und Leipzig jeweils 90 km und Cottbus 60 km entfernt. Das sind hier auf dem Land schon erhebliche Entfernungen. Du kannst du dann zwar mal am Wochenende dort alternative Konzerte, Demos oder Veranstaltungen besuchen. Aber man kann sich z.B. bei Stress mit den Faschos nicht auf Unterstützung aus den Großstädten verlassen weil die zu weit weg sind. Allein durch diese Lage ist man also gezwungen, auf die eigenen Kräfte gestützt, etwas aufbauen, wenn man nicht untergehen will.
Das ist dann auch ein Unterschied zu Städten im Speckgürtel wie z.B. Potsdam oder Königswusterhausen. Von dort gehen Leute, die sich politisieren, in der Regel nach Berlin. In Finsterwalde bleiben sie eher. Das hängt auch damit zusammen, dass wir hier keine Uni haben. Die Leute sind in der Regel proletarisch geprägt, bleiben daher eher vor Ort. Es zieht sie nicht aus Region weg. Man kann daher kontinuierlicher mit Menschen arbeiten und eine Langzeitwirkung der politischen Arbeit etabliert sich.
KOMMUNISMUS: Diese Kontinuität reicht bis Anfang der 1990er Jahre zurück oder fängt sie noch früher an?
Es kommt natürlich darauf an, wie weit du in der Geschichte zurückgehen möchtest. Aber wir würden schon mit der Weimarer Republik beginnen. Es gab damals eine für die Größe der Stadt relativ starke Massenbasis für Arbeitersportvereine und den Rotfrontkampfbund, so dass Antifa-Selbstschutz dort gut verankert gewesen ist. Die letzte Demo der Arbeiterbewegung fand denn auch tatsächlich am 1. Mai 1933 statt. Sie wurde von den Faschisten nicht wirklich behindert. Erst danach kamen die Verbote, Massenverhaftungen und die Zersplitterung der Strukturen durch den faschistischen Terror und die Notwendigkeit, sich in die Illegalität zurückzuziehen. Es gab aber während der ganzen Zeit des Faschismus wohl noch Strukturen in den Betrieben.
Zu Tradition roter PartisanInnen gehört auch die Tatsache, dass 24 InternationalistInnen aus Finsterwalde in den Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg gekämpft haben. In einer Kleinstadt, wo jede(r) jede(n) kennt, ist so etwas nicht einfach Geschichte. Es gibt persönliche Kontinuität und revolutionäre Traditionen, die durch die Familien weitergegeben werden. So war der Großvater einer Genossin im RFB und durfte in der Wehrmacht daher keinen Dienst an der Waffe leisten. Nach der Befreiung wurde er dann deswegen als Volkspolizist eingesetzt.
Soziale Lage und Jugendkultur nach der Wiedervereinigung
KOMMUNISMUS: Welche Rolle haben die Wiedervereinigung und die nachfolgende Deindustrialisierung für die Eskalation in den 1990er Jahren gespielt? Wie war die soziale Lage damals?
PA: In der Spitze in den 1980er Jahren hatte Finsterwalde mal 24.000 EinwohnerInnen, heute sind es noch 16.000. Zeitweise war es bundesweit die Kleinstadt mit der höchsten Arbeitslosenquote, die Jugendarbeitslosigkeit lag in der Spitze bei 30%. Die Jahrgänge 1979 bis 1985 waren die geburtenstärksten in der DDR. Es gab daher eine große Jugendkultur in den 90er Jahren im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. Die ganze staatliche Fürsorge, von Krippen und Kitas bis z.B. zur  Förderung in Sportvereinen, ist 1990 für die Jugendlichen schlagartig weggebrochen. Es gab einen enormer Umbruch in den Familien durch die Treuhand: Die Arbeitslosigkeit explodierte; von 10.000 Industriearbeitsplätze in Finsterwalde zu DDR-Zeiten sind heute noch ca. 1.000 übriggeblieben. Die gigantische Deindustrialisierung sowie die kapitalistischen Privatisierungen im sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Bereich hatten natürlich enorme soziale Auswirkungen. Die Klassenverhältnisse waren krass zugespitzt. Aufgrund dieser Situation existierte eine Atmosphäre aus Resignation,Verzweiflung und Ohnmacht. Das Gefühl, nichts mehr zu verlieren zu haben führte zum Aufbruch, Ausbruch und einer rebellischen Stimmung in großen Teilen der Jugend.
 
KOMMUNISMUS: Hatte dies auch politische Auswirkungen? Wie hat der Staat in diesem sozialen Pulverfass agiert? Im benachbarten Cottbus wurde ja zur Beruhigung der wie sie sagen „Rechts-Links-Gewaltspirale“ viel auf Sozialarbeit gesetzt, war das hier ähnlich?

Seit Wiedervereinigung gab es nur konservative Stadtregierungen, erst 16 Jahre FDP, dann abgelöst von CDU. Dem stand in etwa gleicher Stärke die Linkspartei gegenüber, was politisch die sehr polarisierten Verhältnisse in der Stadt im Parlament wiedergespiegelt hat. Die Konservativen hatten nichts für Jugend übrig. Es gab keine Förderung oder Sozialarbeit z.B. durch kommunale Jugendzentren. Das hatte aber auch seine guten Seiten, denn so konnte sich eine linke und rebellische Jugendkultur entwickeln. Der Staat hat eher auf Polizei gegen auffällige proletarische Jugendliche gesetzt als auf Sozialarbeit. Dazu muss man wissen, dass es bereits in den 80er Jahren eine große Punkszene in Finsterwalde gegeben hatte. Das war ja in der DDR keineswegs Standard. Die Entwicklung Anfang der 90er Jahre lief dann ähnlich wie bei der Antifa Genclik, die sich aus Jugendgruppen rekrutiert hat, die aus verschiedenen proletarischen Milieus stammten.(4) Die Gewaltfrage musste gar nicht so debattiert werden, wie das in vielen politischen Kreisen heute üblich ist. Die Polarisierung war so stark, dass 80% der Jugendlichen links/rechts waren und nur noch 20% unpolitisch. Bezogen nur auf Finsterwalde waren Linke und Rechte etwa gleichstark.

 
Die brutalen Kämpfe in den 90er Jahren

KOMMUNISMUS: Die Kräfteverhältnisse in der gesamten Region sprachen ja gegen die revolutionäre Linke. Wie wurde Finsterwalde dann trotzdem gehalten?

PA:  Damals waren wir in autonomen Gruppen organisiert, die sowohl kommunistisch, anarchistisch wie sub-kulturell unterwegs waren. In den 90ern wurde die Machtfrage von links gewonnen, indem man bereit war in der Gewaltspirale einen Schritt weiter zu gehen als die Faschos. Das ganze war ein offener und auch ein öffentlicher Krieg.

KOMMUNISMUS: Inwiefern öffentlich?

PA:  Die Eskalation hat sich von 90 bis 95/96 durchgezogen. Ein Beispiel, meiner Erinnerung nach war das 94, ich war damals noch Schüler: 30 vermummte Leute laufen durch die Plattenbauten; wir sind aus Neugierde hinterher. Es gab ein Spiel im Fußballstadium, wo sich 120 bis 150 Neonazis und 300 Autonome, durch Bullen getrennt, gegenüberstanden. Ein regelrechter Schlagabtausch durch Wurfgeschosse usw. hat sich im Stadium entwickelt, direkt im Plattenbaugebiet und Bevölkerung hat wie bei Volksfest zugeschaut. Die Polizei hat dann einen Reisebus gerufen, um Situation zu entspannen, und die Neonazis abzutransportieren, die wegen ihrem Verein, der spielte, angereist waren. Nach 150 Metern hatte der Bus Totalschaden, alle Scheiben waren raus und mehrere Mollis wurden gegen ihn geworfen. Das war alles total öffentlich. 

KOMMUNISMUS: Wie weit ging die militärische Eskalation?
PA: Es gab damals einen großen Militärflugplatz der Sowjets, dieser wurde 1992 freigegeben. Ältere GenossInnen erzählten uns, dass die damals abziehenden Rotarmisten Waffen für wenig Geld vertickten. Diese wurden dann auch eingesetzt. 
Gefühlt war es für beide Seiten ein Überlebenskampf. Die linke Szene war nicht bereit zu kapitulieren, wie es im Rest von Süd-Brandenburg mehr oder weniger passiert ist. Es gab auch Morde: In Senftenberg, was wenige Kilometer weg von hier ist, wurde der linksorientierte Genosse Timo Kählke von der Wehrsportgruppe „Werwolf – Jagdeinheit Senftenberg“ mit Kopfschuss im Auto hingerichtet und das Auto danach angezündet. Das war am 12. Dezember 1992.(5)
KOMMUNISMUS: Welche Rolle spielte die Sozialstruktur einer Kleinstadt für die Konfrontation und ihren Ausgang?
PA: Wenn man in einer Kleinstadt wie Finsterwalde politische Ansicht vertritt und der Gegner das weiß, hat man Möglichkeit wegzuziehen, die politische Position aufzugeben oder den Kampf zur Erhaltung bis zum letzten Punkt durchzuziehen.
Der Standard in 90er Jahren war es, Türen einzutreten und Faschos in ihren Wohnungen zu überfallen. Bestimmte faschistische AktivistInnen/Kader, die sich vor Ort entwickelt hatten, mussten dann wegziehen. Die Machtfrage hat sich dann nochmal zwischen 1999 und 2003 gestellt(6), wo gezielt Fahrzeuge von Kadern angezündet wurden. Generell wurde versucht, einen Angstraum für Neonazis zu schaffen. Das bedeutete, dass sie im Alltag, ob nachts oder am Tag, von Gruppen oder durch die Selbstinitiative einzelner Personen angegriffen wurden, auch in aller Öffentlichkeit, wenn Hunderte drumherum standen (z.B. bei Stadtfesten etc.). Auch gab es organisierte Stadtpatrouillen und militante Spaziergänge. Das damalige Neonazi Bekleidungsgeschäft „Magnumania“ (was unter der Ladentheke die örtliche Naziszene mit Waffen, Propaganda und illegalen Tonträgern versorgte) bekam dann so um 2000 eine ordentlich feurige Abreibung und verschwand kurze Zeit später.
Das hat von 1990 bis in 2000er rein, wenn nicht gar bis heute für gewissen Ruf gesorgt, dass man in Finsterwalde als Neonazi nicht lange unerkannt bleibt, und das es eine schnelle Mobilisierungsstärke der Linken gibt.
Dadurch wurde im öffentlichen Bewusstsein eine linke Hegemonie erstritten. Es gab und gibt Neonazis, aber die hatten keine Öffentlichkeit. Daher wurde soziale Frage (z.B. Arbeitslosigkeit) immer von links besetzt.
Auch heute gilt, so etwas wie Faschisten will man in der Stadt nicht haben. Die Leute werden diffus links anpolitisiert. Auch wenn sie aus dem Drogenmilieu oder der Kleinkriminalität kommen, auch da sind gewisse Standards etabliert. So spielen Rocker und rechte Türsteher im örtlichen Drogenhandel keine Rolle, der wird eher von „links-alternativen“ Dealern kontrolliert.
Nazis können in Finsterwalde bis heute nichts im größeren Stil machen. Es gibt mal Auseinandersetzungen, aber in der Regel ziehen Nazis den Kürzeren. Wenn Nazis „Grenzen überschreiten“ wird ein Exempel statuiert um das Verhältnis wieder herzustellen. Bezogen auf die Öffentlichkeit spiegelt sich dieses Verhältnis wie folgt wieder: ca. 10 Fascho-Sticker auf 1000 linke Aufkleber. 
 
Umbau des Polizeiapparats und staatliche Repression
 
KOMMUNISMUS: Wir können nicht glauben, dass Polizei und Justiz einfach zugeschaut haben, wie die Faschisten von der Straße weggehauen wurden? Wie war die staatliche Reaktion auf diese Zuspitzung? Kam es nicht zu massiver Repression?

PA: Anfang bis Mitte der 1990er Jahre hatte man einen generell überforderten Polizeiapparat gehabt. Der Umbau der Volkspolizei durch Westchefs, die neu eingesetzt wurden, war noch nicht abgeschlossen. Viele alte DDR-VolkspolizistiInnen hatten durchaus ein antifaschistisches Grundverständnis und haben manchmal gezielt weggeschaut bei den Linken. Dies gilt für einzelne Polizisten, Die Polizei insgesamt versuchte immer öffentliche Orte von Jugendlichen zu säubern, damit keine Treffpunkte entstehen. Es gab immer wieder Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht. Das ging bis zu Misshandlungen auf der Wache hin, wo Leute angebunden und verprügelt wurden. Auch die Dienstpistole war bei Räumungen aber auch kleineren Auseinandersetzungen wie z.B. Ruhestörungen ganz schnell mal zur Hand.

Andererseits kannte man auch die Orte, wo Polizisten und ihre Familien lebten, was dazu geführt hat, dass die örtliche Polizei bestimmte Grenze eingehalten hat. Am Höhepunkt der Auseinandersetzungen gab es brennende Reifenbarrikaden, ausgebrannte Fahrzeuge, geplünderte Geschäfte in der Stadt und Molotows gegen die Polizeiwache.

Auf den Straßen hat der Krieg getobt, was auch ältere StreifenpolizistInnen heute noch so sagen, das wollen sie nicht mehr erleben.

KOMMUNISMUS: Hört sich fast nach so etwas wie einer Art Doppelmacht in der Provinz in der Umbruchsituation Anfang der 90er Jahre an. Aber diese tit for tat-Strategie (Wie du mir, so ich dir) kann ja nicht ewig funktioniert haben?

PA: Es hat tatsächlich bis Anfang der 2000er Jahre gedauert. Aber dann war der Umbau des Repressions- und Polizeiapparats auch vor Ort abgeschlossen. Der Staatsschutz hat GenossInnen bei Verhören dann ganz offen gesagt: „Wir haben jetzt die gesetzlichen Befugnisse, die personellen Ressourcen und die Ausbildung, um euch fertig zu machen.“
Es gab auch schon in den 90er Jahren massivst Prozesse und Knaststrafen. Dadurch hat sich die Zahl der Leute Mitte bis Ende der 90er Jahre halbiert. In den 90er Jahren haben Nazis in der Regel keine Anzeigen gegen Linke gemacht, ab 2000 wurde dies ihre Strategie, weil sie wussten, dass viele Linke Bewährung hatten. Aber die Zerschlagung der Strukturen ist der Gegenseite nicht gelungen.
 
Massen- und Basisarbeit in der Provinz

KOMMUNISMUS: Bisher habt ihr ja vor allem über den Antifa-Selbstschutz gesprochen. Welche anderen linken Strukturen wurden denn aufgebaut?

PA: In 25 Jahren gab es rund 20 besetzte Häuser und Projekte in Finsterwalde. Viele wurden geräumt, einige haben sich selbst aufgelöst, aber es blieben mehr übrig als in anderen Städten Süd-Brandenburg. Sonst überall sind die Strukturen größtenteils eingeschlafen, hier haben sie sich gehalten. 
KOMMUNISMUS: Was habt ihr anders gemacht als vergleichbare Strukturen in anderen Städten?
PA: Durch die Kleinstadt wird politische Auseinandersetzung ganz schnell persönlich. Das führt dazu, dass eine Beteiligung am Konflikt „links gegen rechts“ nicht zwangsläufig mit politischen Analysen verbunden ist. 
Die autonomen Gruppen haben keine öffentliche politischen Aktionen wie Demos gemacht, es gab immer die direkte Aktion (Konfrontation mit Faschos oder Polizei) als Kampfform. Dies führt u.a. dazu, dass Selbstschutzstrukturen einschlafen, wenn es keine faschistische Offensive gibt. 
 

KOMMUNISMUS: Nach dem letzten gescheiterten Versuch der NPD 2010 haben die Faschos dann ja um Finsterwalde einen Bogen gemacht und euch 7 Jahre lang relativ in Ruhe gelassen. Den üblichen Auflösungstendenzen habt ihr eurer Konzept einer anarcho-kommunistischen Struktur entgegengesetzt. Wie sah eurer Konzept Antifa aus und wie hat es sich vom bundesweiten Standard unterschieden?

PA: Noch vor der NPD sah die DVU Finsterwalde als ihr Einzugsgebiet. Mit der Zerstörung ihrer Parteizentrale 2006 war ihr Standort in der Stadt Geschichte.(7)
Die NPD hat 2007 erstmals begonnen, hier zum Beispiel mit Mahnwachen, öffentlich auf sich aufmerksam zu machen. Bis 2010 waren sie mehrfach in Finsterwalde , ihre Anwesenheit wurde jedes mal von großen Protesten vieler Menschen aus der Stadt begleitet. Dieser Protest war 2010 besonders militant, mit dem Resultat, dass sie seitdem die Finger von Finsterwalde ließen.(8)
 
Zur Frage nach der Struktur: Ab 2004 entstand die Idee, mit dem Konzept Antifa dem ganzen einen kontinuierlichen Rahmen mit Inhalt und Struktur zu geben. Unser eigenes Wesen der autonomen Antifa Finsterwalde(9) war geprägt durch vorangegangenen Erfahrungen. Aufgrund des kämpferischen Charakters gab es nie Interesse an der Strategie, ein Bündnis mit bürgerlichen Kräften einzugehen, wie es beim Aufstand der Anständigen bundesweit vielfach zum Standard wurde. Unser Eigenbild war damals bezogen auf das Konzept des revolutionären Antifaschismus und eher angelehnt an die antifaschistischen Partisanenverbände. Selbstorganisiert und offensiv, antiparteilich und staatsfeindlich, hinter den feindlichen Linien.
Das geht einher mit einem Antifa-Begriff, der Faschismus in den Mittelpunkt rückt, aber nicht in Form von NS, sondern Faschismus als Wertigkeitseinordnung, die sich auch in Staat, Polizei und Militär findet. Wir verstehen Antifa bis heute als Organisationsmodell, das sich selbst ganz klar als anarcho-kommunistisch definiert. Wir verstehen die schwarz-rote Antifafahne sehr tiefgehend als Absage an diesen Staat und für eine alternative Gesellschaftsentwicklung fernab von Kapitalismus und Imperialismus. Es gilt Faschismus als Extremform des Kapitalismus zu verstehen, also zwei Brüder mit gleichen Geiste. Aus diesem Verständnis heraus entwickelte sich ab 2008 aus dem ursprünglichen Antifa Organisationskonzept eine sozialrevolutionäre Struktur, die deutlicher die Klassenverhältnisse und Gesellschaftswidersprüche in den Mittelpunkt rückte, wo der antifaschistische Selbstschutz als Teil unserer Struktur weiter besteht.
 
KOMMUNISMUS: Neben dem politischen Selbstverständnis als anarcho-kommunistisch, habt ihr dann auch eine Basisarbeit entwickelt, aus der sich die Struktur reproduziert hat.
 
PA: Viele autonome Gruppen haben die Struktur- und Basisarbeit vernachlässigt, was zum Scheitern von revolutionärer Politik durch Auflösung der Strukturen geführt hat.  Durch die Entfernung der Großstädte, der verweigerten Beteiligung an Bündnissen und bundesweiten Debatten, konnten wir ein eigenes und autonomes Profil entwickeln. Was dann zur Entstehung der „Organisierten AnarchistInnen“ führte. Eine plattformistische Organisation, revolutionär strukturiert nach festen, klaren Mustern und einem Fokus auf Basis und Strukturarbeit. 
Wir haben dem Trend zur Selbstauflösung in Finsterwalde eine Jugendarbeit und Stadtteilarbeit entgegengesetzt. Vor allem in dem Kollektivität gestärkt und gemeinsame Alltagsrealitäten geteilt wurden, um daraus Kämpfe zu entwickeln. So hat man eine neue Generation in der Jugend gewonnen. Natürlich sind einzelne immer wieder durch Lohnarbeit und bürgerliche Realität aus Bewegung rausgegangen, aber dem setzen wir kollektive Verantwortung entgegen. Mit den „Organisierten AnarchistInnen“(10) sind wir bei der Basis sehr hoch eingestiegen. Unsere Erwartungen waren zu hoch, was durch kollektive Prozesse letztendlich 2014 zur Auflösung und Umstrukturierung führte.Aus dieser Entwicklung gründete sich 2016 die „Proletarische Autonomie“ als reine Basisgruppe.
Ziel der Basisarbeit ist der Versuch, außerhalb von Szenen eine gemeinsames kollektives Bewusstsein zu entwickeln, Menschen zu organisieren, zu emanzipieren und ihnen die Möglichkeit zu bieten, zu partizipieren in einer ansonsten entmündigenden Gesellschaft.
Die nächste Bereitschaftspolizei ist 60 km entfernt. Das stellt einen taktischen Vorteil bei nicht angemeldeten Aktionen dar.(11) Aufgrund der jahrezehntelangen kontinuierlichen Präsenz linksradikaler Politik und der Basisarbeit im Stadtteil können wir auf eine direkte Mobilisierung von Teilen der Massen ohne öffentliche Werbung setzen.
 
KOMMUNISMUS: Habt ihr euch nur über klassische Jugendarbeit reproduziert oder konntet ihr euch tatsächlich in der Arbeiterklasse verankern?

PA: Militante Politik wurde hier öffentlich , u.a. durch eine Vielzahl bekannter Personen, die auf Grund direkter Aktionen verurteilt worden sind und militanter Politik so ein „Gesicht“ gaben. Leute, die sich für diese Politik interessieren, finden so einen Ansprechpartner, ohne, dass sie in einer Szene sein müssen. Das läuft über die „kommunale Ebene“, sprich, soziale Beziehungsgeflechte ermöglichen es, antikommunistische und antianarchistische Vorurteile aufzubrechen. Militante sind dann plötzlich nicht mehr anonyme steinewerfende Chaoten, sondern die Person XY, die als ganz normaler Mensch mit anderen Ansichten wahr- und ernstgenommen wird (z.B. auf Geburtstagen usw.).

Die Jugend redet mit den Älteren und diese mit ihr. Vorausgegangene Erfahrungen können reflektiert und aufgearbeitet werden.
So kann man Menschen an einem persönlichen Nerv treffen, der integraler Bestandteil ihrer Realität ist, z.B. bei gemeinsamen Kampf mit Nachbarn. So entstehen auch Kontakte mit Menschen aufgrund der proletarischen Klassenlage, die ähnliche Interessen haben wie man selbst. Es gilt Veränderungen bei Einzelnen hervorzurufen durch direkte Aktionen, die auf Sympathien treffen. Die Erfahrbarkeit ist gegeben, wenn MieterInnen von Zwangsräumung bedroht sind und man den Menschen unterstützend bei Seite steht und bei ihren Alltagsproblemen hilft. 
 
 
Aktuelle Lage und Ausblick
 

PA: Die Hauptbedrohung in Finsterwalde heute sind Polizei, Staat und Justiz (und nicht wie in anderen ostdeutschen Städten die Neonazis) und auf anderer Seite ein massives Drogenproblem. Auch wenn es viel Positives gibt, ist die Lage alles andere als ein Paradies.

Wir haben den Status Quo in den 2010er Jahren von Kleinstadt mit gewisser linken Hegemonie gehalten, wo es nicht schick ist, als Rassist oder Neonazi zu gelten. Und wo gewisse linke Strukturen kontinuierlich über 30 Jahre bestanden haben und bestehen.
Ein Problem heute ist, dass sich die nachkommende Jugend ins „gemachte Nest“ setzen kann. Sie genießen die Freiräume, z.B. das man ohne Angst als MigrantIn oder Linke(r) durch die Stadt laufen kann. Aber sie müssen nicht dafür kämpfen. Sie haben nicht persönlich erlebt, wie hart der Kampf in den 1990er Jahren gewesen ist, mit dem das erreicht wurde. Bei alternativen Strukturen besteht somit auch die Gefahr, dass sie einfach einschlafen und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Wir halten dagegen.
 
Fussnoten
(1) Proletarische Autonomie (offiziele Homepage)
(2) Infoladen Black Mask Finsterwalde (seit 2014)
(3) Aufmarsch der „Nationalen Offensive“ in Dresden und faschistisches Festival mit mehr als 1500 Besuchern in der Umgebung von Finsterwalde am 03. Okt. 1992 ( Antifaschistisches Infoblatt 20 / 5.1992 )
(4) “Wir müssen unsere Erfahrungen aufarbeiten”( Interview mit Kemal, Gründungsmitglied der Berliner ImmigrantInnengruppe Antifasist Gençlik ) arranca #4: Bis hierher und nicht weiter (Juli 1994)
(5)  Die Wehrsportgruppe „I.Werwolf-Jagdeinheit Senftenberg“ und der Mord an dem 27-jährigen Senftenberger Timo Kählke ( Opferperspektive Brandenburg )
(6) Reportage „taz“ 04. nov. 2000 Nazikonzerte seit 1992, Überfall von Neonazis in Finsterwalde im Jahr 2000
(7) Drei DVU-Büros in zwei Ta­gen ver­wüs­tet( 25.nov.2006, Inforiot)
(8) Sprengkörper explodiert bei NPD-Demo in Finsterwalde ( 28.jun.2010, Lausitzer Rundschau)
NPD Kundgebung in Finsterwalde massiv gestört
(9) Polizei konfiziert Gedenkkranz wegen der Verunglimpfung des Staates, Verfahren gegen die Autonome Antifa Finsterwalde ( 28.jan.2005)
(10) Organisierte AnarchistInnen Finsterwalde ( offiziele Homepage bis 2014)
(11) Spontandemonstration gegen Rassismus am 23.jan 2015 und Kranzniederlegung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27.jan 2015

Redebeirag zum 8.Mai 2017

Dieser Redebeitrag wurde am 8. Mai 2017 in Niederlehme (Brandenburg in der Nähe von Königswusterhausen), an einem kleinen Mahnmal für 3 durch die Gestapo hingerichteten Widerstandskämpfern gehalten. Danke an die Genossinnen und Genossen vor Ort, die uns eingeladen haben und das Mahnmal vor einigen Jahren selbständig wiederhergestellt haben und sich seit dem um dessen Erhalt kümmern.
Revolutionäre Geschichte aneignen und verteidigen!

Liebe Genossinnen und Genossen,

heute jährt sich zum 72. mal der militärische Sieg über den Hitlerfaschismus. Wir sprechen von einem militärischen Sieg, weil die faschistische Ideologie in der BRD und dem Rest der Welt, ungebrochen Ihre Wurzeln schlägt.
Die Kontinuität des Faschismus in der BRD, trat in den letzten Tagen mit den Ereignissen um den Bundeswehrsoldaten Franko Albrecht mal wieder offen zu Tage.
Aber nicht nur im Militäraperrat der BRD lässt sich eine historische Kontinuität auszumachen. Die Verknüpfung von Staat, Nazis und Kapital sind am Beispiel des National Sozialistischen Untergrundes, wie auch am erstarken und entstehen offen rassistischer Formationen wie PEGIDA oder der AFD auszumachen. Auch die tausende von Angriffen auf MigrantInnen dürfen hier nicht unerwähnt bleiben.
Die staatliche Mobilmachung in sämtlichen Lebensbereichen hat eine neue Qualität erreicht. Die herrschende Klasse innerhalb des Kapitalismus bereitet sich auf die Verschärfung der Krise vor. Für den Fall das die parlamentarische Demokratie als Instrument zur Herrschaftssicherung als Option A nicht mehr genügt, wird der Faschismus als Option B jetzt schon vorbereitet.
Den Übergang vom Parlamentarismus zum Faschismus, mit seinen Folgen, haben wir schon einmal in der Weimarer Republik erlebt. Und was der Faschismus über die Menschheit gebracht hat, nämlich Millionen von Toten, Leid, Folter und Hunger werden wir niemals Vergessen.
Der Terror des Faschismus hat 1945 nicht aufgehört, bis Heute tausende von Menschen auf der ganzen Welt zum Opfer gefallen.
Ob nun in Form von paramilitärischen Todesschwadronen, in Polizeiuniform, neofaschistischer Schlägerbanden oder im bürokratischen Anzug, der Faschismus hat viele Gesichter.
Darum wollen wir heute nicht nur den Millionen von Toten in den Konzentrationslagern oder auf den Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges gedenken, sondern auch allen anderen Opfern des modernen faschistischen Terrors wie Alexandros Grigoropolus, Berkin Elvan oder Thorsten Lamprecht um nur einige wenige zu nennen.
Unsere Toten mahnen und verpflichten uns, das wir nicht warten dürfen bis der Faschismus offen sein Gesicht zeigt.
Das Beispiel der anarchistischen und kommunistischen Widerstandskämpferinnen und Kämpfer zeigt uns das wir heute schon anfangen müssen den antifaschistischen Selbstschutz aufzubauen und nicht warten dürfen bis es zu spät ist.

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

Proletarische Autonomie erkämpfen!

Für die soziale Revolution!

Proletarische Autonomie Magdeburg
Proletarische Autonomie Finsterwalde