GEMEINSAM GEGEN MIETWUCHER UND SOZIALE VERDRÄNGUNG
DEN TÄGLICHEN WIDERSTAND ORGANISIEREN
Stadtfeld, mit seiner Nähe zur Innenstadt, boomt. Seit Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre wird saniert und neugebaut, was das Zeug hält. So schön dass optisch oder bezogen auf die Wohnqualität auch sein mag, so problematisch entwickelt sich die Situation für Menschen, deren Einkommen mit den steigenden Mieten nicht mehr mitkommt. Ob mensch schon über Jahre hier wohnt und seinen Lebensmittelpunkt im Viertel hat, findet in der Rechnung der Profiteure dieser Umgestaltungen keinen Platz.
Als das Bild Stadtfelds noch von grauen Fassaden und baufälligen Häusern geprägt war, hielt sich das Interesse zahlungskräftiger Mieter eher in Grenzen. Niemandem, mit entsprechenden finanziellen Voraussetzungen, wäre in den Sinn gekommen sich hier einzumieten. So war der Kiez also überwiegend von proletarischen Menschen bewohnt.
Wahrscheinlich aufgrund des übermäßigen Leerstandes wurde das Viertel auch zum Treffpunkt und Lebensraum der Magdeburger Punk und Autonomen Szene. Eben dieser Konzentration von Menschen welche eine Alternative zum kapitalistischen Lebensmodell suchten, oder unter der Ausbeutung in diesem System zu leiden hatten, ist es zu verdanken, dass den oben schon erwähnten Prozessen der Verdrängung vielseitiger Widerstand entgegengebracht wurde. So wurde z.B. regelmäßig der Olvenstädter Platz besetzt um gewissen Forderungen der Stadt gegenüber Nachdruck zu verleihen. Außerdem existierten eine Vielzahl an schwarz bezogenen Wohnungen und besetzten Häusern.
Auch wenn die Menge an selbstverwalteten oder besetzten Häusern mit den 2000er Jahren stark zurückgegangen ist, kann von einer Kontinuität im Bestreben solche Plätze zu schaffen bzw. zu erhalten, gesprochen werden. Erwähnenswert ist hier z.B. das Ulrike Meinhof Haus auf der Großen Diesdorfer Straße, der Infoladen in der Alexander Puschkin Straße oder das AJZ (Arbeiter und Jugend Zentrum) Alex in der Pestalozzistraße (siehe hierzu auch die Broschüre „27 Jahre Klassenkampf im Kiez/Stadtfeld bleibt widerständig“). Gemeinsam haben diese drei Projekte dass sie Orte sind oder waren, an denen Menschen sich unabhängig von ihrer sozialen Herkunft treffen, austauschen und im Fall des Ulrike Meinhof Hauses sogar zusammen leben/wohnen konnten. Wieso ist das so wichtig und warum ist es Teil des Widerstandes gegen die Verdrängung aus unserem Viertel?
Innerhalb unseres jetzigen Gesellschaftssystem (dem Kapitalismus) sind wir die Unterdrückten permanent den Angriffen der herrschenden Klasse / Elite ausgesetzt. Auf unsere Situation hier im Viertel bezogen bedeutet das, dass wir der Willkür und Profitgier einiger weniger Spekulanten und Bossen ausgesetzt sind die mit unserem Menschenrecht auf Wohnraum Profit machen. Diese Kapitalisten verstehen es sich zusammen mit dem Staat eine Lobby aufzubauen um ihre Herrschafts- und Profitansprüche zu verteidigen. Entsprechende Gesetzesänderungen zu Ungunsten der MieterInnen zeugen von diesem Treiben. Konkret heist das für uns in Stadtfeld: Die Mieten steigen, Mietshäuser werden aufgekauft und unter fadenscheinigen Begründungen wie Eigenbedarf entmietet. Luxuswohnungen und Lofts wie an den Schlachthöfen entstehen und StadtfelderInnen die Jahrzehnte im Viertel wohnhaft waren, werden durch die „Kultivierung“ und kapitalistische Neugestaltung vertrieben.
Die eingangs beschriebenen selbstverwalteten Projekte, welche die Selbstorganisierung und das Zusammenkommen unserer Klasse fördern und propagieren, sind für uns ein Anlaufpunkt und ein Beginn des Widerstandes gegen die beschriebenen Zustände. Effektiven Widerstand können wir allerdings nur gemeinsam leisten. So wie Spekulanten und Miethaie sich eine Interessenvertretung schaffen, müssen auch wir uns zusammentun, um für unsere Interessen einzutreten.
Unser Anliegen muss daher sein: Die Oma und den Opa deren Rente kaum zum Leben reicht, den Jugendlichen der Arbeitslos ist oder im Betrieb ausgebeutet wird, als auch die Familie die 50% ihres Einkommens für die Miete aufwenden muss an einen Tisch zu bekommen. Die Probleme die wir gemeinsam haben, können nur gemeinsam gelöst werden. Nämlich durch eine Organisierung von Unten. Zusammen mit allen Beteiligten und auf Augenhöhe, muss den Angriffen gegen uns geschlossen entgegengetreten werden. Mit einer Stimme sollten wir gegen die Fremdbestimmung unseres Lebens, durch die kapitalistische Verwertungslogik anschreien.
Deshalb rufen wir, wie schon in den letzten zwei Jahren, dazu auf am 3.10.2017 zusammen auf die Straße zu gehen. Um uns zu vernetzen, zu diskutieren und den öffentlichen Raum als Ort unseres Protestes gegen nicht mehr zahlbare Mieten und die anhaltende Verdrängung aus unserem Kiez zu besetzen.
In diesem Sinne, kommt alle am Dinstag den 3.10.2017, um 14:00 Uhr, auf den Schellheimer Platz!
Kein Tag ohne (soziale) Freiräume!
Mieten runter, Löhne rauf!
Klassenkämpfe im Viertel organisieren!