Vergangenen Samstag, am 3. Oktober 2020, organisierten wir eine Kundgebung am Wilhelmstädter Platz mit dem Motto „30 Jahre Kapitalismus…und immer noch nicht frei“. Damit wiesen wir auf das falsche Versprechen hin, dass die BewohnerInnen der ehemaligen DDR im Kapitalismus im Vergleich zur DDR nun endlich frei leben könnten.
Trotz des eher düsteren Anliegens, zeigte sich das Wetter an diesem Spätsommertag von seiner besten Seite. Insgesamt waren ca. 50 BesucherInnen zu verzeichnen. Die anliegenden Restaurantgäste und Späti-KonsumentInnen, sowie interessierte PassantInnen wurden ebenfalls in die Kundgebung mit eingebunden. Für die Teilnehmenden wurde Soljanka gekocht und Getränke ausgegeben.
Neben unserem Aufruf, der auf die Zerstörung gut funktionierender sozialer Strukturen durch die Annexion, die Verscherbelung ehemaliger DDR-Betriebe und Wohnungen an die besitzende Klasse der BRD, sowie die Verschlechterung der Situation der Frau und das konstruierte Bild des faulen, rechtsoffenen Ossis eingegangen ist, gab es weitere Redebeiträge. Die Freie ArbeiterInnen Union informierte in ihrer Rede über konkrete Arbeitskämpfe in Ostdeutschland in den Nachwendejahren, die aufgrund der Schließung oder des Verkaufs von Betrieben durch die Treuhand geführt wurden. Die Jugendoffensive zeigte in ihrem Beitrag aus Sicht der Jugend die ungleichen sozialen und wirtschaftlichen Chancen ostdeutscher Jugendlicher auf und prangerte die faschistischen Umtriebe in der ehemaligen DDR an, die durch die Einmischung bestimmter Staatsorgane der BRD teilweise befeuert wurden. Die Kiezkommune Stadtfeld gab zuletzt einen Abriss ihrer Aktivitäten der letzten Monate und den aktuellen Stand ihrer Organisierung. Die Stadtteilorganisierung der Kiezkommune stellt einen Versuch dar, ein Gegenmodell zum herrschenden kapitalistischen und patriarchalem System zu entwickeln.
Wir danken allen RednerInnen und BesucherInnen, die durch ihre Teilnahme die Kundgebung zu einer informativen und kollektiven Zusammenkunft machten. Wie geht es nun weiter? Der 3. Oktober ist zwar vorbei, aber der Kampf gegen die bestehenden Ungleichheiten zwischen Ost und West und die Auswirkungen der Annexion gilt es auch im 31. Jahr der sogenannten Einheit zu führen. Entgegen der Propaganda des Staates ist ein anderes Leben möglich. Es ist keine Utopie. Wir sehen uns also nächstes Jahr wieder zum 3. Oktober 2021.